#G20: Der Social-Media-Gipfel
Journalisten, Privatleute, Polizisten - Tausende fotografierten und filmten die Demos beim G20-Gipfel, unzählige Bilder und Videos landeten im Netz. Nun wird das Material ausgewertet, um Straftäter zu ermitteln. Polizei und Gipfelgegner bitten um Mithilfe und weiteres Material, um begangene Straftaten und unnötige Polizeigewalt zu belegen.
Twitter die Nr. 1 bei aktuellen Ereignissen
Facebook ist zwar das größte soziale Netzwerk der Welt, aber wer sich über den G20-Gipfel und die vielen Demos quasi in Echtzeit informieren wollte, der kam an Twitter nicht vorbei. Im Sekundentakt liefen Tweets mit Bildern und Videos unter den Hashtags #G20 oder #NoG20 durch den Kurznachrichtendienst. Die Videos von den brennenden Autos auf der Elbchaussee, den Randalierern in Altona oder der Straßenschlacht in der Schanze gingen schnell viral. Das Foto eines Selfie-Posers vor einer brennenden Barrikade sorgte für Spott im Netz und wurde als #riothipster zum Meme.
Über Periscope wurde viele Ereignisse in Echtzeit gestreamt
Wer wollte, konnte über Periscope live dabei sein - wobei die Polizei in den sozialen Netzwerken darum gebeten hat, den Einsatz der Sondereinheit in der Schanze nicht live zu verbreiten, um die Einsatzkräfte nicht zu gefährden. Und auch für die Journalisten war es nicht ungefährlich, vom G20 live zu berichten, sie steckten zwischen den Fronten: Mehrere Journalisten erzählen von Angriffen durch die Polizei, "taz"-Reporter Martin Kaul wurden von einem Vermummten niedergestreckt - die Chaoten wollen schließlich nicht dabei gefilmt werden, wie sie Straftaten begehen. Wurden es am Ende aber doch.
Viele Gerüchte kursierten und wurden widerlegt
Wer Social-Media-Netzwerke nutzt, steht vor zwei Problemen. Erstens: Man muss in der Posting- und Tweetflut schnell die wichtigen Informationen finden. Das geht unter anderem über Tweetdeck, Twitter-Listen und der Nutzung der richtigen Hashtags. Zweitens müssen alle Inhalte verifiziert werden, denn natürlich werden im Netz immer auch viele Gerüchte und Falschmeldungen verbreitet. So gab es zum Beispiel das Gerücht, dass die Bundeswehr nach den Krawallen am Freitagmorgen der Polizei zu Hilfe eilen würde. Auslöser war das Bild von Radpanzern im Westen Hamburgs, das über Twitter verbreitet wurde.
Die Faktenfinder der Tagesschau recherchierten den Wahrheitsgehalt und stellten klar, dass es keinen Bundeswehr-Einsatz beim G20 gibt. Es wurden nur Radpanzer von einer Kaserne in eine andere verlegt - ob das der richtige Zeitpunkt für die Fahrt war, darüber lässt sich streiten.
Videomaterial zur Auswertung von Straftaten
Der G20 2017 in Hamburg ist wahrscheinlich der am besten medial dokumentierte Gipfel der Geschichte. Vor allem die Krawalltouristen vom Schwarzen Block wurden fotografiert und gefilmt - was sich die Polizei nun bei der Aufarbeitung der Ereignisse zu Nutze machen möchte. Die Hamburger Polizei hat eine Website eingerichtet, auf der jeder, der eine Straftat aufgenommen hat, seine Videos und Bilder hochladen kann. Die Polizei wird das Material dann auswerten, um die Täter zu überführen. Doch auch Gipfelgegner rufen dazu auf, die erlebte Polizeigewalt zu dokumentieren, denn auch davon ist in vielen Berichten zu lesen.
Der #G20 wird noch lange ein Thema bleiben - auch im Netz. Spannend ist vor allem die Frage, ob und wie Social Media als Katalysator bei der Eskalation der Ereignisse fungiert und Krawalltouristen angelockt hat. Umgekehrt kann Social Media aber auch viel Gutes bewirken: Dem Facebook-Aufruf "Hamburg räumt auf" folgten 10.000 Menschen, die am Sonntag spontan die Spuren der Krawalle beseitigten. Social Media wirkt - im Guten wie im Schlechten.
Weitere Netzthemen rund um den Gipfel gibt's im G20-Dossier vom NDR und bei den Faktenfindern der Tageschau.