Haus der Kirche "Sibrand Siegert" in Güstrow wird umbenannt
Das Haus der Kirche “Sibrand Siegert" in Güstrow (Landkreis Rostock) wird umbenannt. Weil es neue Erkenntnisse zu Siegerts Rolle während der Zeit des Nationalsozialismus gibt, wird der Namenszusatz nach 70 Jahren nun gestrichen. Er sei nicht mehr angebracht, heißt es in einem Beschluss des Kirchenkreisrats Mecklenburg. Siegert, der 1954 verstarb, galt zunächst als eine Art Lichtgestalt der jüngeren mecklenburgischen Kirchengeschichte. Der Güstrower Pastor engagierte sich während der Zeit des Nationalsozialismus in der sogenannten "Bekennenden Kirche" und trat dort gegen die nationalsozialistischen "Deutschen Christen" auf. Auch bei der kampflosen Übergabe Güstrows im Mai 1945 spielte Siegert eine wichtige Rolle: Er verhinderte mutmaßlich die Zerstörung der Stadt. Wie nun bekannt wurde, war Siegert jedoch 1943 bis 1944 auch stellvertretender Lagerkommandant in zwei Gefangenenlagern der Wehrmacht im heutigen Belarus. So auch im Kriegsgefangenenlager Stalag 352. Dort kamen etwa 80.000 Menschen durch Erschießen, Verhungern und Erfrieren ums Leben. Die Recherche zu Sibrand Siegert hat die Familie initiiert.