Zwischenfall auf Ostsee: Schüsse von russischem Schiff auf Bundeswehr-Hubschrauber
Die Besatzung eines russischen Schiffes hat in der Ostsee auf einen Hubschrauber der Deutschen Marine geschossen. Nach NDR Informationen handelte es sich bei dem Schiff um einen Tanker, der auf dem Weg nach Syrien war. Das Verteidigungsministerium macht keine näheren Angaben.
In der Ostsee hat sich vor etwa einer Woche ein brisanter Vorfall mit einem russischen Schiff und einem Hubschrauber der Deutschen Marine ereignet. Das Bundesverteidigungsministerium verwies auf Angaben des Regierungssprechers, der am Mittwochnachmittag im Wesentlichen Schilderungen bestätigte, die Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) zuvor am Rand des NATO-Gipfels in Brüssel gemacht hatte. Demnach habe die Besatzung des russischen Schiffes auf den Hubschrauber geschossen, als dieser sich näherte. Der Hubschrauber sei zur Aufklärung unterwegs gewesen, hieß es. Es soll sich um Signalmunition gehandelt haben. Weitere Details nannte die Außenministerin nicht.
Hubschrauberpilot gibt mehrere Schüsse zu Protokoll
Nach übereinstimmenden Recherchen des NDR und des WDR soll der Hubschrauberpilot im Einsatzprotokoll angegeben haben, dass er Schüsse mit kleinkalibriger Munition wahrgenommen habe. Vor dem Vorfall, der sich offenbar in der Nähe von Bornholm abgespielt hat, soll eine deutsche Fregatte das russische Schiff verfolgt haben. Dieses befand sich auf dem Weg ins Mittelmeer zur russischen Marinebasis Tartus in Syrien. Der Hubschrauber soll von der Fregatte aufgestiegen und sehr nah an das russische Schiff herangeflogen sein, als die Schüsse abgegeben wurden. Nach Informationen des NDR in SH war der Hubschrauber aber noch außerhalb der Sicherheitsdistanz, die auf See eingehalten wird. Um welche Fregatte es sich handelte, ist noch unklar.
Schüsse von russischem Tanker auf dem Weg ins Mittelmeer
Wie der NDR aus Sicherheitskreisen erfuhr, soll es sich bei dem Schiff um einen russischen Tanker handeln. Weiter hieß es, dass der Vorfall eher danach aussehe, dass ein einzelnes Besatzungsmitglied überreagiert habe und nicht, dass von Russland gezielt getestet werden sollte, wie weit man gehen könne. Der Fall sei vergleichsweise glimpflich ausgegangen. Für die Hubschrauberbesatzung habe keine Gefahr bestanden. Nach Informationen des NDR in SH soll sich die Besatzung des russischen Schiffes im Nachgang über Funk entschuldigt haben. Marine und Luftwaffe gaben auf Anfrage keine Auskünfte zu dem Fall.
Zunehmende Spannungen in der Ostsee
In letzter Zeit nehmen die Spannungen im Ostseeraum zu. Zuletzt waren im November innerhalb kurzer Zeit zwei Datenkabel in der Ostsee beschädigt worden. Baerbock kündigte im Zusammenhang mit den Vorfällen an, die Überwachung von kritischer Infrastruktur in der Ostsee verstärken zu wollen. Die genaue Ursache für die Defekte an den Kabeln zwischen Finnland und Deutschland sowie Schweden und Litauen ist noch unklar, es wird Sabotage vermutet.