Zum Tod Wolfgang Schäubles: Reaktionen aus MV
Der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble ist im Alter von 81 Jahren gestorben. Nach seinem Tod würdigen auch Politiker aus Mecklenburg-Vorpommern das Lebenswerk des CDU-Politikers, der auf mehr als 50 Jahre Amtszeit als Abgeordneter des Deutschen Bundestags zurückblicken konnte.
"Präsident des Bundestages, Finanzminister, Innenminister, Fraktionsvorsitzender, Chef des Bundeskanzleramtes - er hat eine Vielzahl von Ämtern übernommen und sie alle mit seinem ganz eigenen Stil ausgefüllt", so Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD).
Schwesig: Schäuble "verdient allergrößten Respekt"
Schwesig blickt nicht nur zurück auf die politische Karriere Wolfgang Schäubles, sondern hebt anlässlich seines Todes noch einmal seine "starke Persönlichkeit" hervor: "Wolfgang Schäuble ist Opfer eines brutalen Attentats geworden. Es verdient allergrößten Respekt, dass er auch nach diesem einschneidenden Erlebnis all seine Kraft in den Dienst der Bundesrepublik Deutschland gestellt hat", so Schwesig. Aus ihrer Zeit als Bundesfamilienministerin schätze sie vor allem Schäubles "enorme Erfahrung und Sachkenntnis und auch seine Bereitschaft zu Kompromissen."
Joachim Gauck: "Ihm ging es letztlich um unser aller Wohl"
Bundespräsident a.D. Joachim Gauck lobt in seinem Kondolenzschreiben an Wolfgang Schäubles Ehefrau sein "verdienst- und hingebungsvolles Wirken". Schäuble sei "über Parteigrenzen hinweg für seine Analysen und wichtigen Impulse in zahlreichen Debatten geschätzt" worden. Gauck blicke mit "großer Dankbarkeit" auf sein Mitwirken als "Mitgestalter der Deutschen Einheit, als erfahrener, verlässlicher und unermüdlicher Lenker in schwierigen Zeiten, als deutscher Patriot wie als überzeugter Europäer und unersetzlicher Volksvertreter" zurück. "Seine Stimme wird uns fehlen", so Gauck.
Franz-Robert Liskow lobt Schäubles Disziplin
Für den Landesvorsitzenden der CDU Mecklenburg-Vorpommern, Franz-Robert Liskow, war Schäuble nicht nur "eine der herausragendsten Persönlichkeiten des Nachkriegsdeutschlands", sondern auch ein Vorbild für sein eigenes politisches Auftreten, so Liskow im Gespräch mit dem Nordmagazin: "Ich glaube, seine analytische, ruhige Art und auch seine Politik der ‘ruhigen Hand’ - das nehme ich mir schon zum Vorbild. Weil es eben heißt, dass man nicht immer dann politisch erfolgreich ist, wenn man ein 'Dampfhammer' ist, sondern wenn man kühl, ruhig und analytisch an die Sache heran geht", so Liskow. In Bezug auf Schäubles Disziplin, die er in 50 Jahren Amtszeit immer wieder unter Beweis gestellt hat, sagte Liskow: “Alleine die Nachricht, dass er seit mehreren Jahren an Krebs gelitten hat, es aber niemand wusste und er trotzdem seiner Arbeit nachgegangen ist, auch im Deutschen Bundestag nach wie vor, das zeigt ja wirklich, wie diszipliniert er war und welchen Stellenwert er auch hatte und dass für ihn Deutschland eben immer an erster Stelle gestanden hat."
Prachtl über Schäuble: "Hohe Ethik mit einer gewissen Strenge"
Der CDU-Politiker und ehemalige Landtagspräsident Rainer Prachtl lobte Wolfgang Schäuble als jemanden, "der Politik im guten ethischen Sinn verkörpert hat - ein glaubwürdiger, authentischer Politiker mit hohem Einfühlungsvermögen für die Ostdeutschen." Prachtl, der erster Vorsitzender des Dreikönigsvereins ist, erinnert sich dabei vor allem an Schäubles Besuch des Dreikönigstages in Neubrandenburg. Hier hätte er die "Seele der Mecklenburger und Vorpommern erreicht". Als "Architekt der Deutschen Einheit" sei Schäuble zudem jemand, dem man heute noch dankbar sein könne - "solche authentischen Persönlichkeiten, die sind leider Gottes Mangelware geworden", so Prachtl. Auch er blickt mit Respekt auf Schäubles Umgang mit dem Attentat auf ihn zurück: "Nach dem Attentat war es bewundernswert, wie Wolfgang Schäuble wieder dienstbereit war und dienstbereit in einer Vollkommenheit, die man heute noch bewundern kann."
Diestel: "Gesprächspartner, auf den man sich immer verlassen konnte"
Der letzte Innenminister der DDR, Peter-Michael Diestel, kennt Wolfgang Schäuble vor allem aus der Zeit der Verhandlungen zum Vertrag der Deutschen Einheit. Schäuble sei für ihn in diesen Zeiten ein "Gesprächspartner, ein Vertragspartner [gewesen], auf den man sich immer verlassen konnte", so Diestel im NDR Nordmagazin. Er habe von ihm gelernt, dass es "möglich ist, mit ganz, ganz schweren Belastungen leben zu können, klug agieren zu können und Leute mitzuziehen", so Diestel. Für ihn sei Schäuble eine "Musterfigur" für alle "Menschen, die in der Politik etwas werden wollen."