Wolfgang Schäuble ist tot: Patriot und leidenschaftlicher Politiker
Der frühere CDU-Chef, Finanzminister und Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble ist tot. Er starb mit 81 Jahren am zweiten Weihnachtstag. Parteiübergreifend würdigten ihn Politiker aus dem Norden als scharfsinnigen Politiker und hoben seine Verdienste um die Deutsche Einheit hervor.
"Der heutige Tag ist ein trauriger Tag für Deutschland", sagte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident und CDU-Landesvorsitzender Daniel Günther am Mittwoch zum Tod von Wolfgang Schäuble. Das Land habe einen seiner größten Politiker und einen klugen, scharfsinnigen und geradlinigen Menschen verloren.
Schäuble hinterlasse im Bundestag eine große Lücke, sagte Günther. Er habe sein ganzes Leben in den Dienst der Allgemeinheit und der Politik gestellt: "Seine herausragende Rolle bei der Wiedervereinigung unseres Landes wird unvergessen sein. Wir alle sind ihm zu großem Dank verpflichtet."
Fegebank: Schäubles Verdienste um die Einheit bleiben unvergessen
Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) nannte den Tod Schäubles einen Verlust für Deutschland. Das Land verliere "einen energischen, streitbaren und geradlinigen Politiker", schrieb Tschentscher auf der Plattform X.
Auch Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank erinnerte an Schäubles Vermächtnis. Sein Intellekt, seine politische Erfahrung und seine Liebe zu Deutschland und Europa hätten ihn zu einem der ganz großen Persönlichkeiten der deutschen Politik gemacht, sagte die Grünen-Politikerin. "Seine Verdienste um die Deutsche Einheit werden unvergessen bleiben, seine Leidenschaft als Parlamentarier wird im Deutschen Bundestag stets Vorbild für kommende Generationen sein", sagte Fegebank.
Niedersachsens CDU-Chef Lechner: "Patriot und glühender Europäer"
Niedersachsens CDU-Vorsitzender Sebastian Lechner nannte Schäuble "eine der bedeutendsten politischen Persönlichkeiten Deutschlands". Er werde in Erinnerung bleiben als deutscher Patriot und glühender Europäer: "Nicht nur in den Funktionen als Bundesinnenminister und -finanzminister, sondern auch als langjähriger Bundestagspräsident und als Bundesvorsitzender der CDU zeigte sich seine tiefe Verbundenheit zu Deutschland und sein unerschütterlicher Einsatz für das Wohl des Landes und eines einigen Europas", so Lechner.
Diesen Einsatz habe auch das Attentat auf ihn und die damit verbundene körperliche Einschränkung nicht stoppen können. Weiter sagte der CDU-Landesvorsitzende, Schäubles Geschick und Fähigkeit, auch in schwierigen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren, machten ihn zu einer herausragenden Persönlichkeit der Bundesrepublik vor und nach der Wiedervereinigung.
Schwesig: Schäuble "verdient allergrößten Respekt"
"Präsident des Bundestages, Finanzminister, Innenminister, Fraktionsvorsitzender, Chef des Bundeskanzleramtes - er hat eine Vielzahl von Ämtern übernommen und sie alle mit seinem ganz eigenen Stil ausgefüllt", sagte Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD). Sie blickte nicht nur zurück auf die politische Karriere Wolfgang Schäubles, sondern hob anlässlich seines Todes noch einmal seine "starke Persönlichkeit" hervor: "Wolfgang Schäuble ist Opfer eines brutalen Attentats geworden. Es verdient allergrößten Respekt, dass er auch nach diesem einschneidenden Erlebnis all seine Kraft in den Dienst der Bundesrepublik Deutschland gestellt hat", so Schwesig. Aus ihrer Zeit als Bundesfamilienministerin habe sie vor allem Schäubles "enorme Erfahrung und Sachkenntnis und auch seine Bereitschaft zu Kompromissen" geschätzt.
Schäubles Vermächtnis werde in den Annalen der deutschen und europäischen Geschichte weiterleben, erklärte der CDU-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin. Er habe über viele Jahrzehnte die deutsche Politik geprägt und wesentlich zur Gestaltung der europäischen Finanz- und Wirtschaftspolitik beigetragen. "Sein Engagement für die Einheit Deutschlands nach dem Mauerfall sowie sein Beitrag zur europäischen Integration sind unvergessliche Meilensteine in seiner beeindruckenden politischen Karriere", hieß es weiter.
Wolfgang Thierse: Deutschland verliert "entschiedenen Europäer"
Wolfgang Thierse (SPD), Vorgänger von Schäuble im Amt des Bundestagspräsidenten, hob im Interview mit NDR Info die politische Lebensleistung des Verstorbenen hervor: 1990 sei Schäuble als Verhandlungsführer beim Einigungsvertrag eine der wichtigen Personen im Einigungsprozess gewesen, die die Deutsche Einheit vorangetrieben hätten. "Wahrscheinlich wäre die Vereinigung anders abgelaufen, wenn es seine Energie nicht gegeben hätte", so Thierse. Deutschland verliere mit Schäuble auch "einen entschiedenen Europäer".