Wenn für die Bestattung kein Geld da ist
Wenn am Ende eines Lebens kein Geld für ein Begräbnis da ist, dann zahlt der Staat. Aber manchmal ist die Sache kompliziert. Ein Rostocker Koch ist im September gestorben - und bis heute nicht bestattet worden.
"Für uns ist das ganz furchtbar, weil wir diesen Kollegen alle sehr gemocht haben und weil man ohne eine Beerdigung nicht damit abschließen kann", sagt Babette Limp Schelling, die Geschäftsführerin des Vereins Wohltat. Der Koch gehörte zum Team ihrer Suppenküche und hatte immer erzählt, er habe keine Familie, sei ganz alleine auf der Welt. Als er dann plötzlich gestorben ist, ließ die Kommune ihn innerhalb kurzer Zeit einäschern. Bevor sie ihn aber auch bestattet, muss erst einmal geklärt werden, ob es wirklich keine Angehörigen gibt - die dazu eigentlich verpflichtet wären. Und die Recherche brachte unerwartete Neuigkeiten zutage.
Elf Geschwister wuchsen in unterschiedlichen Heimen auf
Babette Limp Schelling erzählt: "Das Amt hat dann festgestellt, dass er sehr wohl noch Geschwister hatte. Elf an der Zahl. Und die haben alle voneinander nichts gewusst, weil sie in verschiedenen Kinderheimen in der DDR groß geworden sind." Zu allen muss das Rostocker Ordnungsamt Kontakt aufnehmen. Ulrich Kunze, Pressesprecher der Stadt, erklärt: "Da geht es zum einen darum, wer die Kosten übernimmt. Aber das ist ja weiß Gott nicht alles. Angehörige sollen auch nach Möglichkeit die Chance haben, in einer Form Abschied zu nehmen, wie es unserem Kulturkreis entspricht und wie es letztlich auch für das seelische Wohlbefinden besser ist." Corona-Zeiten hätten eindrücklich gezeigt, wie schlimm es ist, wenn das nicht möglich ist.
Kommunen zahlen fast 900.000 Euro für Sozialbestattungen
Etwa eine Viertelmillion Euro zahlt alleine die Stadt Rostock für sogenannte "Ersatzvornahmen", für Fälle also, in denen sie anstelle der Familie eine Bestattung organisiert - in einer würdigen aber absolut schlichten Form, ohne Musik, ohne Rede, ohne jegliche Trauerfeier. Nicht zu verwechseln ist das mit den Sozialbestattungen, so Ulrich Kunze. "Von einer Sozialbestattung reden wir, wenn Angehörige da sind, aber nicht genug Geld haben, um die Bestattung zu finanzieren. Dann können sie beim Sozialamt Unterstützung beantragen - was im Übrigen auch im Nachgang noch möglich ist." In Mecklenburg-Vorpommern haben die Kommunen dafür im Jahr 2023 fast 900.000 Euro bezahlt.