Wegen Deutscher Bahn: Grabowhöfe befürchtet hohe Schulden
Die Deutsche Bahn will für die Sanierung einer Brücke 3,5 Millionen Euro von der Gemeinde Grabowhöfe im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte haben. Der Bürgermeister sieht den Ort finanziell überfordert.
Für die Sanierung einer Brücke in Grabowhöfe verlangt die Deutsche Bahn (DB) 3,5 Millionen Euro von Grabowhöfe, einer Gemeinde im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte. Die DB beruft sich bei ihrer Forderung auf das Eisenbahnkreuzungsgesetz und eine EU-Verordnung. Sie beinhaltet, dass beim Ausbau moderner Eisenbahnstrecken Tempo 160 km/h für Züge garantiert werden soll. Um das zu ermöglichen, müssten an einer Brücke im Ort die Abstände der Pfeiler, der sogenannte Anprallschutz, vergrößert werden. Der Anprallschutz verhindert Luftverwirbelungen und somit Erschütterungen der Brücke, wenn Züge mit hoher Geschwindigkeit unter ihr hindurchfahren.
Brücke war 2012 saniert worden
Bei Bürgermeister Enrico Malow (CDU) und Gemeindeveretern sorgt das für Ratlosigkeit und Wut. "Das Verhältnis der Gemeinde zur Bahn ist im Moment angespannt", sagt Malow. Denn die besagte Brücke wurde erst vor zwölf Jahren saniert. Sie sei voll funktionsfähig und optisch einwandfreien, finden die Gemeindevertreter Sybille Ockert (parteilos) und Heinz zur Kammer (parteilos). Sie sagen auch, die benötigten Abstände der Brückenfeiler hätte man bei den Bauarbeiten 2012 schon absehen können.
Gemeindevertreter: Wenn das durchgezogen wird, sind wir pleite
Malow betont außerdem: "Hier hält seit gut 25 Jahren kein Zug mehr." Das Land hatte die Bahnstation stilllegen lassen. Seitdem fahren die Züge nur noch an Grabowhöfe vorbei - einige mit einer Geschwindigkeit von 120 km/h. Bei den Kosten von 3,5 Millionen Euro geht es also lediglich um zusätzliche 40 km/h. "Wenn das wirklich so durchgezogen werden sollte, dann ist unsere Arbeit, die wir über Jahre geleistet haben, kaputt gemacht worden", bedauern Ockert und von Kammer. "Dann haben wir Schulden, sind pleite von heute auf morgen."
Bau- und Ordnungsamt: Es ist schwierig nachzuvollziehen
Es gibt auch die Möglichkeit, die Brücke komplett abzureißen. Dazu sagen die beiden Gemeindevertreter: "Wenn wir schnell auf die andere Seite müssen, haben wir Umwege." Denn die Bahnschienen ziehen sich über mehr als zehn Kilometer durch die Gemeinde, unter vier Brücken hindurch. Dass ausgerechnet die am besten erhaltene für 3,5 Millionen Euro umgebaut werden soll, stößt auch bei Hannes Fischer, dem Leiter vom Bau - und Ordnungsamt Seenlandschaft Waren, auf Unverständnis: "Sachlich gesehen, na klar, die Baukosten müssen in Prozente auf die Gemeinde runtergebrochen werden. Aber es ist eine 1.300-Einwohner-Gemeinde. Da muss man auch sehen, wie dieses Geld aufgebracht werden kann. Es ist schwierig nachzuvollziehen."
Keine Einigung in Sicht
Eine Einigung über die Finanzierung der Brücke ist derzeit nicht in Sicht. Die Bahn hat auf mehrfache Anfrage des NDR nicht reagiert. Es könnte also sein, dass bald Züge mit 160 km/h durch Grabowhöfe fahren - ohne Halt. Und die Gemeinde muss trotzdem bezahlen. Das hieße Zwangsverwaltung, behauptet Bürgermeister Malow. "Wenn es so kommt, wie es derzeit aussieht, dann müssten wir wieder einen Kredit aufnehmen. Man redet von kommunaler Selbstverwaltung. Wir verwalten dann nur noch den Missstand." Die Gemeinde hofft nun auf Hilfe vom Land.