Was passiert mit den illegalen Ferienwohnungen?
Urlaubsparadies Ostsee - davon profitierte auch der kleine Ort Rerik. Bisher. Doch in diesem Sommer standen viele Ferienwohnungen leer. Der Grund: Vielen Anbietern hat der Landkreis das Vermieten ihres Domizils untersagt. Mehrere Tausend Euro Strafe drohen bei Verstößen. Die Ferienwohnungen befinden sich in so genannten allgemeinen oder reinen Wohngebieten. Die sind Dauerbewohnern vorbehalten, Touristen müssen draußen bleiben.
Das ist schon lange so. Nur: Niemand hatte sich bislang darum geschert. Jahrelang wurden die Wohnungen an Touristen vermietet. Durchgegriffen wird erst jetzt, weil es Anzeigen von Anwohnern gab. Und das nicht nur im Landkreis Rostock. Auch in anderen Urlaubsorten mussten Vermieter ihre Wohnungen schließen. Viele beklagen hohe Mietausfälle. "Das geht ja gleich immer in die Tausende pro Wohnung. Bestimmt liegt der Verlust zwischen fünf- und siebentausend Euro - mindesten"“, erzählt Kerstin Böttcher Panorama 3. Auch sie hat in Rerik jahrelang Ferienwohnungen vermietet und sich auch als Gästebetreuerin um andere Wohnungen gekümmert. Auch ihr Ferienhaus stand im vergangenen Sommer leer. Nach Schätzung der Bürgerinitiative "Pro Ostseebad Rerik" nur eine von rund 120 alleine im vergangenen Sommer.
Angespannte Stimmung
Die Stimmung im kleinen Ferienort ist angespannt. Befürworter und Gegner des Vermietungsverbots kämpfen verbissen für ihre Sache. Mit zum Teil absurden Auswüchsen: Eberhard Kentrup vermietet sein Ferienhaus seit 17 Jahren. An das Verbot hat er sich gehalten - wohl oder übel. Doch als im Sommer seine Tochter zu Besuch kommt, wird er angezeigt. Das fremde Kennzeichen am Auto der Tochter war wohl verdächtig. Kurz nach dem Besuch bekommt Kentrup einen Bußgeldbescheid - soll ein Zwangsgeld von 1.000 Euro zahlen. "Wir waren ganz schön stinkig. Es hieß in der Begründung, dass Zeugen da wären, die das bestätigen konnten, dass das Haus hier für Feriengäste vermietet würde", ärgert sich Eberhard Kentrup.
Doch auch die Befürworter des Vermietungsverbots sind sauer: "Es hat in der Stadt jahrelang keiner drauf geguckt, was da gebaut wird und wer darin wohnt, wieso sollten wir jetzt ein schlechtes Gewissen haben"“, sagten Anwohner auf einer Stadtvertreterversammlung in Rerik gegenüber Panorama 3.
Wie es im nächsten Jahr weitergeht - das ist unklar. Eine Arbeitsgruppe der Landesbauminister will auf Bundesebene Handlungsleitfäden entwickeln, die beiden Seiten gerecht werden. In Rerik will man nicht so lange warten. Die Kommune möchte jetzt die Bebauungspläne ändern und damit zumindest einen Teil der Ferienwohnungen legalisieren, ohne die Anwohner zu sehr einzuschränken. Doch die könnten dagegen vorgehen - das Recht ist auf ihrer Seite. Sicher ist nur: Die kommende Sommersaison ist für viele Vermieter jetzt schon gelaufen.