Sieben parteilose Bürgermeister haben sich zu einem Gruppenfoto aufgebaut. Von links nach rechts: Danny Rodewald, Michael Galander, Laura Isabell Marisken, Bianka Schwibbe, Kerstin Pukallus, Jürgen Kliewe und Martin Schröter. Es fehlen: André Werner und Klemens Kowalski. © NDR Foto: Susann Moll

Vorpommersche Bürgermeister wollen mehr Mitsprache im Kreistag

Stand: 23.01.2024 13:26 Uhr

Sie sind alle parteilos und die Verwaltungschefs von Orten in Vorpommern: Neun hauptamtliche Bürgermeister haben sich zu einem Bündnis zusammengeschlossen und wollen im Juni bei der Kreistagswahl antreten. In anderen Bundesländern ist das verboten.

von Susann Moll

"Als Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sind wir die ersten Ansprechpartner für die Menschen vor Ort", sagt Heringsdorfs Bürgermeisterin Laura Isabelle Marisken. Dabei werden oft auch Dinge angesprochen, die in der Zuständigkeit des Kreises liegen. "Sei es, dass der Winterdienst auf der Kreisstraße nicht gemacht ist oder die Schülerbeförderung nicht pünktlich da war, dann kommen die Einwohnerinnen und Einwohner zu uns." Deshalb will sie zukünftig auch auf Kreisebene mitmischen - und zwar zusammen mit acht Bürgermeister-Kolleginnen und -Kollegen.

Parteipolitische Brille kann hinderlich sein

Alle sind hauptamtlich tätig und gehören keiner Partei an. Das sieht der Wolgaster Bürgermeister Martin Schröter als großen Vorteil: "Kaum jemand weiß besser von den Sorgen und Wünschen der Bürger als die Bürgermeister. Und wenn sie keine parteipolitische Brille aufhaben, dann ist es umso besser, weil sie ganz dicht an den kommunalpolitischen Herausforderungen dran sind."

Satzung beschlossen, Aufgaben verteilt

Neben Laura Isabelle Marisken und Martin Schröter haben sich auch André Werner aus Jarmen, Michael Galander aus Anklam, Danny Rodewald aus Pasewalk, Kerstin Pukallus aus Torgelow, Jürgen Kliewe aus Ueckermünde, Bianca Schwibbe aus Eggesin und Klemens Kowalski aus Strasburg dem Bündnis angeschlossen. Um gemeinsam bei der Kreistagswahl auf dem Wahlzettel auftauchen zu können, mussten sie sich zu einem Bündnis zusammenschließen und eine Satzung festlegen. Und sie haben untereinander Aufgaben verteilt.

Aufgeblähte Kreisverwaltung ist ein Kritikpunkt

Anklams Bürgermeister Michael Galander ist Sprecher der Vereinigung. Er macht klar, dass sie - sollten sie denn gewählt werden - auch die Interessen der Kommunen im Auge behalten wollen. Finanzen und Investitionen sind Themen, die ihnen besonders wichtig sind. "Aber auch was die Leistungsfähigkeit der Kreisverwaltung angeht, die ja zu einem riesengroßen Tanker inzwischen aufgebläht ist." Ob es dort wirklich so viele Mitarbeiter braucht, bezweifeln er und seine Mitstreiter. Zumindest sollten die Kommunen mitbestimmen können, wo das Geld hin fließe, sagt Laura Isabelle Marisken. "Von den Einnahmen der Gemeinde geht fast die Hälfte in den Landkreis."

Gibt es Interessenskonflikte?

Das, was die Neun vorhaben, ist in anderen Bundesländern wie Brandenburg und Schleswig-Holstein nicht erlaubt. Dort dürfen hauptamtliche Bürgermeister nicht für den Kreistag kandidieren. Denn die Kreistagsmitglieder kontrollieren die Kreisverwaltung – und die wiederum hat eine Kontrollfunktion gegenüber den Kommunen und ihren Verwaltungen, also den hauptamtlichen Bürgermeistern. Die Heringsdorfer Bürgermeisterin sieht hier keinen Konflikt. Sie findet die Rechtsaufsichtfunktion sehr wichtig. "Davon zu trennen sind ja politische Themen wie: Sollen wir erst die Straße machen oder investieren wir das Geld in einen Stellenzuwachs?"

Demokratisches Lager soll gestärkt werden

Ziel des "Bündnisses hauptamtlicher Bürgermeister" ist es im Kreistag als Fraktion vertreten zu sein. Dafür müssten mindestens vier von ihnen gewählt werden. Anklams Bürgermeister Michael Galander verbindet mit der gemeinsamen Kandidatur aber noch ein weiteres Anliegen: "Wir wollen das demokratische Lager stärken und ein klares Signal gegen AfD und Co. setzen."

Weitere Informationen
Wahlurne © dpa-Bildfunk Foto: Stefan Sauer

Laage: Wahlkampf um das Bürgermeisteramt beginnt

Der Gemeindewahlausschuss Laage hat drei Bewerber und eine Bewerberin am Mittwochabend für die Wahl im März zugelassen. mehr

Stefan Pinnow © Stefan Pinnow

Stefan Pinnow ist neuer Bürgermeister von Ludwigslust

Der Parteilose wurde von der SPD unterstützt. Amtsinhaber Reinhard Mach war nicht wieder zur Wahl angetreten. mehr

Maik Ritter ist Bürgermeister von Tessin. © Axel Krummenauer Foto: Axel Krummenauer

Jüngster Bürgermeister in MV nimmt Arbeit in Tessin auf

Maik Ritter (SPD) ist noch keine 30 Jahre alt. Ein Neuling in Sachen Kommunalpolitik ist er trotzdem nicht. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 23.01.2024 | 16:20 Uhr

Mehr Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

Das Einsatzschiff "Bamberg" der Bundespolizei. © picture alliance/dpa Foto: Lars Penning

Mögliche Kabel-Sabotage in Ostsee: Bundespolizei schickt Schiff

Am Mittwochabend verließ die "Bamberg" den Rostocker Hafen. Sie soll schwedische und finnische Behörden bei den Ermittlungen unterstützen. mehr

Die Applikation App WhatsApp ist auf dem Display eines Smartphones zu sehen. © picture alliance/dpa Foto: Silas Stein

Im Handy abonnieren: Die NDR MV Nachrichten bei Whatsapp

Im NDR MV Whatsapp-Kanal gibts die wichtigsten Themen für Mecklenburg-Vorpommern kompakt und schnell zusammengefasst. extern

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?