Warnemünde: Versorger "Bonn" zum ersten Mal in Marinearsenal

Stand: 05.02.2024 18:27 Uhr

Ein Meilenstein in der kurzen Geschichte des Marinearsenals in Warnemünde: Die spontane Reparatur des größten Schiffes der deutschen Marine. In zwei Wochen soll die "Bonn" wieder zum Nato-Einsatz aufbrechen.

von Juliane Schultz

Langsam gleiten 174 Meter Stahl auf der Warnow am Dock des Marinearsenals vorbei. Langsam beginnt sich das Heck des Einsatzgruppenversorgers in Richtung Kaikante zu drehen. Vielleicht einen Meter ist der Bug von der Tonne, die das Ende der Fahrrinne im Seekanal markiert, entfernt. Drei Schlepper halten die "Bonn" auf Kurs, schieben und ziehen das Heck ins Dock, wo das Schiff schließlich festgemacht wird. Über allem schwebt der Bockkran. "Marinearsenal Warnowwerft" steht seit einigen Wochen weithin sichtbar darauf.

Ausschreibung fällt weg

Tage wie diesen hatte der Bund im Sinn, als er sich entschied, das Gelände und die technischen Anlagen von den insolventen MV-Werften zu übernehmen. Tage, an denen ein Schiff der Marine, das dringend benötigt wird, spontan und ungeplant repariert werden kann, ohne langwierige Ausschreibung, unabhängig von zivilen Werften. Das hatte bei der Eröffnung des Marinearsenals vor einem Jahr die damalige Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) so verkündet. So hat es ihr Nachfolger Boris Pistorius (SPD) bei seinen Besuchen hier immer wieder bestätigt. Dieser Plan gehe nun auf, sagt Christian Kubazcyk, der Direktor des Arsenalbetriebs. Wenn die Marine den Auftrag am freien Markt ausgeschrieben hätte, dann wäre die "Bonn" vielleicht in einem Jahr repariert worden. Dank des Arsenals und der 500 Werftarbeiter soll das Schiff in zwei Wochen wieder einsatzbereit sein. Für die Männer und Frauen, die in den vergangenen Monaten hier Instandsetzungen durchgeführt haben, sei die Reparatur der "Bonn" ein Meilenstein, so Kubazcyk.

"Bonn" im Nato-Einsatz

Der Versorger ist seit dem 15. Januar eigentlich Teil eines Nato-Einsatz-Verbandes. Der sorgt für Sicherheit in Nordsee, Ostsee und Nordatlantik. Die "Bonn" versorgt die Schiffe des Verbandes unter anderem mit Lebensmitteln, Munition und Treibstoff. Im Notfall kann auf dem Versorger ein mobiles Krankenhaus installiert werden. Nun kommt es also auf die Werftarbeiter, die zuvor viele Jahre Kreuzfahrtschiffe gebaut haben, an, die "Bonn" als einen von drei Einsatzgruppenversorgern der Marine schnell wieder einsatzfähig zu machen.

Weiterbildung an der Marinetechnikschule

Kein Problem, sagt Kubazcyk: "Natürlich ist es so, dass die Reparatur von Schiffen für die Deutsche Marine noch einmal ganz andere Ansprüche an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Werft stellt. Wir haben uns in den vergangenen anderthalb Jahren sehr gut vorbereitet. Die Marine hat uns die Möglichkeit gegeben unsere Mitarbeitenden gerade im Bereich Antriebstechnik, um die es ja nun bei der aktuellen Reparatur geht, an der Marinetechnikschule Parow ausbilden zu lassen."

Eine Dichtung ist undicht

Auch Robert Höpfner, Bereichsleiter der Sofortinstandsetzung, ist unbesorgt. "Es ist aus meiner Sicht ein Kleinstschaden, der aber, wenn er nicht behoben wird, schlimmer wird. Es ist einfach eine Dichtung, die undicht ist, und da dringt nach und nach immer mehr Wasser ein. Wenn man das sofort behebt, dann tut es nicht weh und die Reparatur geht schnell. Wenn man wartet, wird der Schaden größer."

Besatzung kann an Bord bleiben

Schnell soll es wirklich gehen: Vor einer Woche hat die Marine den Reparaturbedarf im Marinearsenal angemeldet. In zwei Wochen soll sich die "Bonn" wieder auf den Weg zum Einsatz machen. Sogar die 175-köpfige Stammbesatzung kann für diesen kurzen Zeitraum an Bord bleiben. Um die Effizienz noch steigern zu können, gibt es nach NDR-Informationen bereits Ideen: Künftig könnten demnach mehrere große Schiffe zeitgleich im Dock repariert werden. Allerdings braucht es dafür weitere Stauwände. Gespräche mit der Industrie zum Bau laufen bereits.

Weitere Informationen
Das Marinearsenal in Warnemünde. © Juliane Schultz Foto: Juliane Schultz

Marinearsenal in Warnemünde bekommt eigene Feuerwehr

Vom 1. Oktober an sind Feuerwehrbeamte der Bundeswehr auf dem Gelände der Warnowerft rund um die Uhr im Einsatz. mehr

Grafik zum Neubau des Marine Operation Centers in Rostock: Mehrstöckiger Neubau und umliegende Gebäude von oben. © Bastmann und Zavracky Foto: Bastmann und Zavracky

Die Rolle des Standortes Rostock für die Deutsche Marine

Maritime Operation Center in der Hanse-Kaserne, Marinestützpunkt Warnemünde und Marinearsenal: In Rostock laufen alle Fäden der Deutschen Marine zusammen. mehr

Ein Patrouillenboot der Royal Navy in Rostock © NDR Foto: David Pilgrim

Boot der Royal Navy im Marinearsenal Rostock

Das Patrouillenboot "HMS Example" wird im Rostocker Marinearsenal repariert. Es ist Teil eines Verbands, der in der Ostsee operiert. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 05.02.2024 | 19:30 Uhr

Mehr Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

Experten des Deutschen Meeresmuseums untersuchen eine Kegelrobbe. © dpa Foto: Stefan Sauer

Backhaus reagiert nach Robbensterben: Neue Reusen-Regel für Ostsee

Die Ursache für den Tod von 44 Tieren ist noch nicht abschließend geklärt. Umweltminister Backhaus zieht dennoch eine Konsequenz für den Fischfang. mehr

Die Applikation App WhatsApp ist auf dem Display eines Smartphones zu sehen. © picture alliance/dpa Foto: Silas Stein

Im Handy abonnieren: Die NDR MV Nachrichten bei Whatsapp

Im NDR MV Whatsapp-Kanal gibts die wichtigsten Themen für Mecklenburg-Vorpommern kompakt und schnell zusammengefasst. extern

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?