Auf Usedom führt ein Weg zwischen den Weinreben auf ein Haus im Hintergrund zu. © Paula-Neele Deusing Foto: Paula-Neele Deusing

Usedoms erster Wein: Anbau mit Zukunft?

Stand: 25.07.2024 15:01 Uhr

Christoph Kühne-Hellmessen betreibt mit seiner Familie ein Weingut auf der Insel Usedom. Die Bedingungen auf der Insel sind optimal – und aufgrund des Klimawandels vielleicht sogar die Zukunft des Weinanbaus.

von Christin Lachmann

Wer an Usedom denkt, dem kommt wahrscheinlich Sonne, Strand und Meer als erstes in den Sinn. Aber wer denkt schon an Wein? Dabei sind die Voraussetzungen für den Weinanbau auf der Insel optimal. Denn mit über 1.900 Sonnenstunden pro Jahr zählt Usedom zu den sonnenreichsten Regionen Deutschlands. Genau darauf setzt der Winzer Christoph Kühne-Hellmessen. In dem Örtchen Welzin baut er gemeinsam mit seiner Familie auf einer Fläche von rund einem Hektar Wein an. 2021 haben sie die ersten Rebsorten angepflanzt. Heute zählen sie 4.000 Pflanzen. Im vergangenen Jahr konnte die Familie ernten. Das Resultat: 3.500 Flaschen Cuvée-Wein, der aus sieben verschiedenen Rebsorten - darunter Sauvignac und Muscaris - gekeltert wurde.

Stetiger Wind sorge für gesunde Trauben

Die Vorteile für den Weinanbau im Norden Deutschlands liegen für Christoph Kühne-Hellmessen klar auf der Hand: Einerseits bekommt der Wein hier viel Sonne, andererseits schützen die umliegenden Gewässer wie der Usedomer See die Ernte im Frühjahr vor Spätfrösten. "Es wird bei uns dann eben auch nicht so schnell warm wie in Süddeutschland, die im März schon über 30 Grad haben", erklärt Kühne-Hellmessen, der vor 30 Jahren von Bayern auf die Insel zog. Der stetige Wind sorge zudem dafür, dass die Trauben nicht austrocknen. Auch der Boden eigne sich gut für den Rebenanbau, fügt der Winzer hinzu.  

Lobende Worte von süddeutschen Kollegen

Doch wie kommt der Usedomer Wein an? Vor kurzem bei der allerersten Verkostung wird er frisch, fruchtbetont, leicht und spritzig genannt. Selbst traditionelle Winzer aus Süddeutschland, die zur Verkostung eingeladen wurden, zeigen sich begeistert. Vor allem über die Tatsache, dass es überhaupt möglich ist, im Norden Wein anzubauen. Dabei wird auf dem vorpommerschen Weingut Rattey schon seit Jahren Wein geerntet.

Klimaveränderung erschwert Weinanbau im Süden

Genau das könnte auch die Zukunft sein. Denn die veränderten Wetterbedingungen erschweren den Weinanbau im Süden, sagt der Winzer Jochen Beurer aus Baden-Württemberg. Der Austrieb rücke von Jahr zu Jahr nach vorne: "Dadurch steigt natürlich die Spätfrostgefahr", so Beurer. Doch auch die steigenden Temperaturen verändern den Geschmack von Wein. Durch die Hitze geht der Säuregehalt der Trauben verloren.

Dass der Weinanbau in Süddeutschland schwieriger wird, ist auch von der Weinkennerin Petra Andres zu hören: "Bei unseren Klimaveränderungen, die wir in den nächsten Jahren haben oder die schon vorhanden sind, wird sich der Weinbau in den Norden verlagern, das ist klar." Aber auch auf Usedom gibt es so manche Herausforderung. "Die Stare lieben den Wein", sagt der Usedomer Winzer Kühne-Hellmessen und lacht. Ohne Netze gehe es nicht: "Sobald sie kommen und an die Netze hauen, müssen wir ernten. Sonst könnten wir gar nichts ernten."

Nächste Weinlese im nächsten Herbst

Die ersten Abnehmer des Usedom Weins gibt es schon, darunter eine Hotelkette, die auch auf der Insel vertreten ist. Auch die Initiative "Gutes aus Vorpommern" will den Wein in der Region bekannter machen. Für Christoph Kühne-Hellmessen und seine Familie geht die Arbeit bald weiter. Je nachdem wie schnell die Trauben reifen, werden sie Anfang Oktober die nächsten Früchte ernten und wieder Wein aus der sonnenreichsten Region Deutschlands herstellen.

Weitere Informationen
Blick von oben auf das Weingut Rattey in Mecklenburg-Vorpommern. © dpa picture alliance Foto: Stefan Sauer

Erntestart auf Weingut Rattey: 50.000 Liter Wein erwartet

Dieses Mal werden auf einer deutlich größeren Fläche Trauben geerntet als bislang. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 25.07.2024 | 19:30 Uhr

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Landkreis Vorpommern-Greifswald

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