Ursache für Robbensterben in Ostsee vor Rügen weiterhin nicht geklärt
Die Ursache für das Robbensterben vor Rügen ist weiterhin nicht geklärt. Eine Umweltschutz-Organisation kritisiert den aus ihrer Sicht schleppenden Fortgang der Ermittlungen. Die Reusen im Seegebiet wurden inzwischen entfernt.
Auch sechs Wochen nach Beginn des Robbensterbens vor Rügen ist die Ursache weiterhin unklar. Wie der Stralsunder Oberstaatsanwalt Martin Cloppenburg am Freitag dem NDR sagte, kann ein Zusammenhang zwischen den toten Robben und den Reusen eines ortsansässigen Fischers bislang weder eindeutig belegt noch vollständig ausgeschlossen werden. Die Behörden ermittelten weiterhin in alle Richtungen, hieß es. Laut Cloppenburg steht nur eine vorsätzliche Tötung der Robben unter Strafe, nicht aber eine fahrlässige Tötung.
Strafanzeigen gegen Unbekannt gestellt
Die Umweltschutz-Organisation WWF kritisierte die Ermittlungen, sie würden zu lange dauern. Der besondere Schutzstatus der Kegelrobben verlange ein gründliches, aber schnelleres Handeln der Behörden. Unter anderem haben der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), das Deutsche Meeresmuseum in Stralsund, das Biosphärenreservat Südost-Rügen und die Meeresschutzorganisation Sea Sheperd Strafanzeigen gegen Unbekannt gestellt.
Fischer entfernt freiwillig Reusen
Im Oktober wurden vor allem entlang der südöstlichen Küste Rügens 44 tote Kegelrobben gefunden. Die Kadaver wurden unter anderem vom Deutschen Meeresmuseum, aber auch von Institutionen anderer Bundesländer untersucht. Demnach waren die Robben zum Zeitpunkt ihres Todes gesund und gut genährt. Seit Ende Oktober wurden keine weiteren toten Robben vor Rügen gefunden. Zur selben Zeit hat ein ortsansässiger Fischer seine Reusen in dem Seegebiet freiwillig entfernt. Es ist unklar, ob zwischen beiden Ereignissen ein Zusammenhang besteht.
Backhaus kündigt Pressekonferenz an
Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus (SPD) will sich kommende Woche ausführlicher zu der Todesserie äußern. Sein Ministerium plant nach Aussage einer Sprecherin eine gemeinsame Pressekonferenz mit dem Deutschen Meeresmuseum. Der Minister werde sich auch zu einer Reuse äußern, die als mögliche Todesursache ins Spiel gebracht wurde.
Grüne kritisieren Minister
Der Landtagsabgeordnete Harald Terpe (Grüne) kritisierte, dass die Reuse ohne Wissen der Behörden entfernt worden sei. Dadurch sei eine mögliche "Beweisführung im Zusammenhang mit dieser Todesserie offenbar gefährdet" worden. Er wies darauf hin, dass die Obduktionen und Gewebeanalysen auf Ertrinken als mögliche Todesursache hindeuteten. Es kommt immer wieder vor, dass sich Robben in Fischernetzen verfangen und ertrinken.
Institut warnt vor Vorverurteilung der Fischerei
Fischereiexperten des Thünen-Instituts für Ostseefischerei warnen vor einer Vorverurteilung der Fischerei. Es gebe zu viele ungeklärte Punkte. Sie sprachen sich dafür aus, an allen Fischfallen und Reusen eine Vorrichtung zu installieren, die verhindert, dass Robben hinein gelangen - selbst wenn sich herausstellen sollte, dass die Reuse nicht ursächlich für die Todesfälle war.