Stand: 09.07.2018 15:11 Uhr

Unter MV schlummert ein explosives Erbe

Ausgebrannte Bombe in einer Heidelandschaft © Michael Brockmüller Foto: Michael Brockmüller
Munitionsreste im Boden stellen bei Bränden eine besondere Gefahr dar.

Der schwere Waldbrand bei Groß Laasch zeigt, wie gefährlich alte Munitionsreste im Boden auch heute noch sind. Nach Angaben von Experten ist das kein Einzelfall. Wie der Chef des Munitionsbergungsdienstes Mecklenburg-Vorpommern, Robert Molitor, im Interview mit NDR 1 Radio MV am Montag sagte, gelten noch große Flächen im Nordosten als munitionsbelastet. Bei dem Brand im Landkreis Ludwigslust-Parchim waren mindestens 40 Explosionen durch im Boden liegende Munitionsreste entstanden. Der Löscheinsatz war aufgrund der Gefahrenlage deutlich schwieriger als normalerweise.

Wälder besonders belastet

Eine Karte von Mecklenburg-Vorpommern zeigt zahlreiche als kampfmittelbelastete Gebiete (rot markiert). © Munitionsmittelbergungsdienst Mecklenburg-Vorpommern
In Mecklenburg-Vorpommern gibt es noch zahlreiche Gebiete, die als "kampfmittelbelastet" gelten.

Laut Molitor haben die Experten noch 175 Flächen im Land in ihrem Kataster, auf denen alte Munition liegt. Insgesamt handelt es sich um 38.000 Hektar belastetes Gelände, darunter alleine 28.000 Hektar Wald. Damit wären laut Molitor rund zehn Prozent aller Wälder in MV betroffen, sowie vier Prozent der gesamten Landesfläche. Auch in der Ostsee sind zahlreiche Flächen betroffen.

Budget und Personal fehlt

Neben Geld für Räumeinsätze fehlt auch Personal, so Molitor. Seine Abteilung arbeite mit einem Budget von 1,5 Millionen Euro pro Jahr. Um alle Flächen des Landes räumen zu lassen, von denen man wüsste, dass dort alte Munition liegt, bräuchte es rund 270 Millionen Euro, sagte der Experte. Zudem gebe es nicht genügend Firmen, um die Räumungen zu beschleunigen. Kampfmittelräumfirmen gebe es zwar bundesweit, doch es brauche auch Personal für die Überwachung und das Zerlegen der Munitionsreste.

Fläche in Groß Laasch muss erneut geräumt werden

Nach Einschätzung der Experten muss auch die Waldbrand-Fläche nach dem Feuer in Groß Laasch noch einmal komplett untersucht werden. Nach den zahlreichen Explosionen durch den Brand sei unklar, wie viel Munition dort noch immer liege.

Munitionsbergungsdienst sammelt seit Jahrzehnten Daten

Der Munitionsbergungsdienst MV archiviert nach eigenen Angaben landesweit Fundorte von alter Munition, ergänzt durch historische Berichte, Luftbilder, Erfahrungen der Mitarbeiter für ihre Datenbank.

Weitere Informationen
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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | 09.07.2018 | 16:10 Uhr

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