Studie: MV ist "Land der Megaställe"
Mecklenburg-Vorpommern wird im neuen "Fleischatlas" der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung und der Umweltorganisation BUND als das "Land der Megaställe" bezeichnet. Die Mast- und Zuchtanlagen gehörten zu den größten Deutschlands, heißt es in der Studie. In Mecklenburg-Vorpommern würden zwar weniger Tiere als in anderen Bundesländern gehalten, doch dafür seien die Ställe überdurchschnittlich groß. So wurden 2014 zwei Drittel aller Schweine in Betrieben mit mehr als 5.000 Tieren gehalten. Im Landesdurchschnitt entfielen 4.700 Schweine auf einen Hof, in Niedersachsen, waren es nur 1.280.
Mastställe für Hunderttausende Tiere
Als Beispiele für solche Megaställe führen die Autoren die Schweinehaltung in Alt Tellin (Kreis Vorpommern-Greifswald) mit Platz für rund 10.500 Muttersauen und jährlich rund 250.000 Ferkel an. In der Rindermastanlage im vorpommerschen Ferdinandshof stünden 18.000 Tiere. Im Kreis Vorpommern-Rügen würden in Bassin bei Grimmen 966.000 Hähnchen gemästet, in Banzkow (Kreis Ludwigslust-Parchim) befinden sich den Angaben zufolge vier Legehennenanlagen für fast 480.000 Hühner. In der Schweinemast- und Sauenanlage in Losten (Nordwestmecklenburg) würden 34.400 Tiere gehalten.
Massentierhaltung mit Schattenseiten
Laut der Studie geht die Massentierhaltung mit zahlreichen negativen Folgen für Mensch und Umwelt einher, wie etwa Nitrate im Boden und Ammoniak in der Luft. Böden und Gewässer würden überdüngt, an fast jeder fünften Messstelle im Nordosten werde der zulässige Grenzwert von 50 Milligramm je Liter überschritten. Bei Losten werde seit Jahren das Vierfache gemessen. Dort fielen bis zu 100 Millionen Liter Gülle pro Jahr an.
Kritik an Förderung
Die Autoren bemängeln, dass das Land den Bau zahlreicher Großställe förderte, obwohl der beabsichtigte Zuwachs an Arbeitsplätzen ausblieb. Die Ställe seien weitgehend automatisiert. Erst seit 2012 setze die Landesregierung bei der Förderung auf etwas mehr Tierschutz und ökologische Tierhaltung.
Mehr Fleisch, weniger Höfe
Bundesweit gehe das Wachsen der Ställe mit einem ungebremsten Sterben der Höfe einher. Der Trend zu Megaställen mit Zehntausenden Tieren bei einem gleichzeitigen massiven Preisverfall für Fleisch sei ungebrochen, sagte Stiftungs-Vorstand Barbara Umüßig. Die Produktion von Schweinefleisch stieg laut Studie von 3,7 Millionen im Jahr 1994 auf heute 5,5 Millionen Tonnen. Beim Geflügelfleisch wuchs die Produktion zwischen 1994 und 2014 von 350.000 auf eine Million Tonnen. Die Zuwachs basiere ausschließlich auf Massenproduktion in Megaställen, kritisierte Unmüßig. Kleine Erzeuger könnten nicht mehr mithalten. "In den vergangenen 15 Jahren mussten bis zu 80 Prozent der Betriebe und Bauernhöfe die Tierhaltung aufgeben, während gleichzeitig bis zu 50 Prozent mehr Fleisch produziert wird", sagte Unmüßig.
Der "Fleischatlas Deutschland Regional" enthält Daten, Fakten und Grafiken zu Fleischproduktion und -konsum in den 16 Bundesländern.