Sommer- und Winterlinde sind Heilpflanzen des Jahres 2025
In diesem Jahr wurden vom NHV Theophrastus, dem Verein zur Förderung naturgemäßer Heilweisen in München, zwei Bäume zur Heilpflanzen des Jahres gekürt: die Sommer- und die Winterlinde.
Mit der Wahl will der Verein an die Heilkraft vor allem der Blüten erinnern. Früher wurden diese als klassischer Schwitztee bei grippalen Infekten und Husten angewendet. Linden können bis zu 30 Meter hoch und 1.000 Jahre alt werden - wenn man sie denn stehen lässt. Die älteste Linde Deutschlands steht im Hessischen Schenklengsfeld und ist stolze 1.255 Jahre alt.
Einsatz bei grippalen Infekten und Erkältungen
Die Heilkräuter-Expertin Katja Burmeister kennt sich aus mit den neuen Titelträgern. Im Seminarraum ihres Hauses in Runow bei Crivitz (Landkreis Ludwigslust-Parchim) stehen deckenhohe Regale mit Kräutern aller Art. Sie öffnet ein Glas mit gelben, getrockneten Blüten, die einen angenehmen Duft verströmen: "Die Linde ist eine sehr alte Heilpflanze, die Blüten werden vor allem bei grippalen Infekten und Erkältungen eingesetzt. Einige kennen vielleicht noch den klassischen Schwitztee. Wenn man den trinkt, dann geht´s gleich ordentlich los. Man schwitzt quasi das Fieber raus", erklärt Burmeister.
Frische Lindenblüten selber pflücken
Die Lindenblüten können frisch oder getrocknet als Tee aufgebrüht werden. Frische Blüten können ab Juni direkt von den Bäumen gesammelt werden. "Der Duft von frischen Lindenblüten ist betörend - kann ich nur empfehlen", schwärmt Katja Burmeister. Aber der Tee kann noch mehr. Zusammen mit Holunderblüten empfiehlt die Expertin ihn bei Schlafstörungen, Panikattacken und nervösem Herzrasen. Über 60 verschiedene Inhaltsstoffe sind mittlerweile bekannt, unter anderem ätherische Öle sowie Schleim- und Gerbstoffe, die bei fiebrigen Erkältungen beruhigend, krampf- und schleimlösend wirken sollen.
Unterschied Sommer- und Winterlinde
Um Sommer- und Winterlinden zu unterscheiden, empfiehlt Katja Burmeister, sich die herzförmigen Blätter genauer anzuschauen: "Auf der Rückseite sieht man an der Stilbasis kleine Härchen. Bei der Sommerlinde sind die weiß, bei der Winterlinde braun." Aber das Beste: die Blätter kann man essen, die ganz jungen Triebe schmecken nussig und sind lecker im Salat.
Tanzlinden in Bayern und Thüringen
Früher wurden Linden oft in der Dorfmitte gepflanzt. Die Germanen nutzten sie als Thingstätte für Gerichtsprozesse. Besonders ausladende Exemplare dienten als "Tanzlinden". Die Tanzböden wurden zum Teil in die Bäume hinein gebaut. Sechs echte Tanzlinden gibt es noch, drei in Bayern und drei in Südthüringen. Lindenholz ist eher weich und wird häufig zum Schnitzen verwendet, zum Beispiel für Marienfiguren.