Schwulenfeindliche Kampagne gegen Mitarbeiter der Unimedizin Greifswald
Unter einem Video der Universitätsmedizin Greifswald auf Instagram, in dem ein Mitarbeiter über seinen Job berichtet, sammelten sich an einem Wochenende mehr als 300 Kommentare - viele davon schwulenfeindlich und beleidigend. Die Kriminalpolizei ermittelt in dem Fall.
Die Universitätsmedizin Greifswald postet ein Video auf Instagram. Darauf zu sehen: Ein Mitarbeiter, der in einem kurzen Clip erzählt, warum er gerne an der Universitätsmedizin arbeitet. Es folgt noch ein Hinweis zu dem Infostand, den die Unimedizin auf dem Greifswalder Fischerfest aufgebaut hat und an dem sich Besucher des Volksfestes über Ausbildungen am Klinikum informieren können.
Über 300 Kommentare unter dem Beitrag
Was dann passiert, macht den ärztlichen Vorstand der Unimedizin, Professor Uwe Reuter, auch Tage später noch fassungslos: Innerhalb eines Wochenendes sammelten sich zunächst unbemerkt über 300 Kommentare unter dem Beitrag. Davon waren etliche gespickt mit schwulenfeindlichen und diskriminierenden Beleidigungen. Diese haben auf das Auftreten des Mitarbeiters angespielt. "Ich war in jeder Hinsicht entsetzt und bestürzt darüber. Es ist bekanntlich ein deutschlandweites Phänomen. Aber, dass so etwas quasi vor unserer Haustür passiert, damit habe ich nicht gerechnet", so Reuter.
Unimedizin erstattet Anzeige gegen Verfasser der Hasskommentare
Die Unimedizin löschte den Beitrag, veröffentliche Statements und stellte sich geschlossen gegen die Hasskampagne. Auch Greifswalds Oberbürgermeister Stefan Fassbinder (Bündnis 90/Die Grünen) äußerte sich und erklärte, dass die Verfasser der Kommentare strafrechtlich verfolgt werden müssen. Vergangene Woche erstattete die Universitätsmedizin deshalb auch Anzeige bei der Polizei. Allzu große Hoffnung macht sich Reuter allerdings nicht, dass die entsprechenden User zur Verantwortung gezogen werden. Denn häufig verstecken sich solche Nutzer hinter Fake-Namen. "Es geht uns vor allem darum, deutlich zu machen, dass wir solche Verunglimpfungen unserer Mitarbeiter nicht tolerieren. Es ist gesellschaftlich nicht akzeptabel. Und das ist für uns die wichtigste Botschaft", fügt Reuter an.
Polizei: Schwierig, Klarnamen der User zu ermitteln
Warum das Video so viel Aufmerksamkeit auf sich zog, könne man nicht nachzuvollziehen. Die Leitung geht davon aus, dass das Video explizit verbreitet wurde. Wie es dem Mitarbeiter derzeit geht, dazu möchte sich Reuter nicht allzu detailliert äußern. Nur so viel: "Wir stehen weiterhin mit ihm in Kontakt und haben ihm jede Hilfe angeboten. Wir haben ihn im Vorfeld auch gefragt, ob wir uns öffentlich positionieren dürfen. Er hat gesagt, dass er damit einverstanden ist."
Der Vorgang liege jetzt bei der Kriminalpolizei Anklam, bestätigt Ben Tuschy von der Pressestelle der Polizeiinspektion Anklam. Allerdings gibt es für die Beamten häufig eine Herausforderung in Sachen Internetkriminalität: "Es ist nicht immer einfach, die Klarnamen der User zu ermitteln", erklärt der Polizist. Die Strafen im Falle von Beleidigungen reichen von Geldstrafen bis hin zu möglichen Freiheitsstrafen bis zu einem Jahr. Denn das Internet ist kein rechtsfreier Raum.