Rostocker Unternehmen findet Tausende AfD-nahe Fake-Accounts
Rund 2.500 mutmaßliche Fake-Accounts haben im Brandenburger Kommunalwahlkampf AfD-nahe Positionen verstärkt. Zu diesem Schluss kommt ein Rostocker Unternehmen, das auf die Analyse großer Datenmengen spezialisiert ist.
Laut einer Untersuchung des auf Datenanalysen spezialisierten Rostocker Unternehmens Somtxt haben während des Kommunalwahlkampfs in Brandenburg zahlreiche Fake-Accounts in den sozialen Medien AfD-nahe Positionen unterstützt und verstärkt. Es seien rund 2.500 Accounts identifiziert worden, hinter denen sich wahrscheinlich sogenannte Bots verbergen, sagte Somtxt-Gründer Stefan Pforte dem NDR. "Die sind intensiv damit beschäftigt, Aussagen von Mitgliedern der Partei zu retweeten, sodass innerhalb von Twitter eine Reichweite erreicht wird, die ohne dieses retweeten nicht erreicht werden würde."
Künstliche Intelligenz "trainiert"
Somtxt arbeitet nach eigenen Angaben hauptsächlich für sicherheitsrelevante Firmen und Institutionen, auch für die Bundeswehr. Die Studie zum Wahlkampf in Brandenburg sei vor allem ein firmeninterner Test gewesen, inwieweit Somtxt in der Lage ist, mutmaßliche Manipulationskampagnen wie in Brandenburg zu entdecken. Für die Untersuchung hat das Somtxt-Team mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz rund 360.000 Nachrichten und Texte von 71.000 Autorinnen und Autoren aus den sozialen Medien und von Internet-Portalen zu landespolitischen Themen ausgewählt. Mit 142.000 davon wurde eine Künstliche Intelligenz "trainiert", um in den drei Monaten vor der Kommunalwahl im Juni 2024 Texte von Postings inhaltlich zu analysieren und Muster zu erkennen.
"Nicht von einzelnen Menschen zu realisieren"
Dadurch fielen die offenbar maschinell erstellten Fake-Accounts auf. Auch wurde deutlich, dass Beiträge von AfD-Politikerinnen und -Politikern auffällig häufig geliked und retweeted wurden. Somtxt-Analystin Susanne Finck: "Das ist in der Masse, was wir hier gesehen haben, nicht von einzelnen Menschen zu realisieren. Das ist nur mit technischer Unterstützung zu schaffen."
AfD kann sich die Auffälligkeiten nicht erklären
Wer hinter der mutmaßlichen Kampagne steht, ist unklar. Die AfD in Brandenburg konnte sich die Auffälligkeiten auf Anfrage des NDR nicht erklären. Die Somtxt-Analysten vermuten, dass die Spur nach Russland führt. Es sei bekannt, dass es dort sogenannte Trollfabriken gibt, in denen Botschaften erdacht und mittels zuspitzender Propaganda oder Desinformation verteilt würden. Das US-Justizministerium hatte Anfang September erst über 30 russische Web-Domains gesperrt. Sie standen unter Verdacht, von Russland aus gesteuert zu werden, um Wahlen zu beeinflussen. Zu den Domains zählten auch "Doppelgänger" von offiziellen Web-Auftritten deutscher Medien, über die laut US-Justizministerium russische Regierungspropaganda verbreitet wurde.