Prora-Zentrum auf Rügen meldet Insolvenz an
Das Prora-Zentrum, einer der renommiertesten Vereine, die sich in Mecklenburg-Vorpommern mit der NS- und DDR-Geschichte befassen, steckt in finanziellen Schwierigkeiten.
Der Verein mit Sitz in der gigantischen nationalsozialistischen Hinterlassenschaft in Prora auf der Insel Rügen hat Insolvenz angemeldet und spricht von einem Vor-Insolvenzverfahren. Die Kosten seien aus dem Ruder gelaufen, so die stellvertretende Vereinsvorsitzende, Kerstin Kassner. Steigende Mindestlöhne und vor allem die hohen Energiekosten im vergangenen Jahr hätten dem Verein zugesetzt. Das ehemalige NVA-Wachgebäude, in dem das Prora-Zentrum seine Vereins- und Ausstellungsräume betreibt, ist schlecht isoliert. "Im vergangenen Jahr sind monatlich bis zu 1.000 Euro an Energiekosten fällig geworden", so Kassner.
Insolvenz wäre laut Experten ein großer Verlust
Historiker schlagen Alarm. Denn von der dunklen Historie des Ortes ist kaum noch etwas zu sehen. Die Blöcke eins bis vier und auch ein Teil des Blockes fünf wurden in den vergangenen Jahren zu einer Ferienanlage mit tausenden Wohnungen umgebaut. Es sei kein Ruhmesblatt für den Bund, wenn nicht mehr sichtbar sei, mit welcher sozialpolitischen Idee diese Monumentalbauten einst errichtet wurden, so der Experte für NS-Geschichte, Andreas Nachama. Eine Insolvenz des Vereins wäre "ein großer Verlust", auch weil das Prora-Zentrum zusätzlich zur NS-Geschichte auch die DDR-Militärgeschichte beleuchtet hat.
Verein versucht den Weiterbestand zu sichern
Vereinsmitglieder versuchen, mit Privateinlagen den Weiterbestand zu sichern und die Verbindlichkeiten von etwa 10.000 Euro aufzubringen. Der Verein hat zudem einen Hilferuf an das Land gesandt, will die Bildungsarbeit fortsetzen und die Ausstellung weiter offen halten.