Probleme beim Solarpark-Bau in MV - Bürgerbeteiligung als Schlüssel?

Stand: 01.05.2023 21:06 Uhr

Die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern will seit 2021 den Bau von großen Solarparks vorantreiben. Aber der Ausbau stockt. Das hat verschiedene Gründe.

von Konrad Buchwald

Investoren, die einen Solarpark bauen wollen, sollten die Bürger rechtzeitig mit einbeziehen. Denn je stärker die Einwohner an der Entscheidung und den Erlösen beteiligt seien, desto größer sei die Akzeptanz der Anlagen, erklärt der Professor für regenerative Energiesysteme Volker Quaschning von der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin.

Bürger wollen Solarpark

Es hätte alles so schön sein können. In der Gemeinde Levenhagen bei Greifswald wollte ein Investor einen 80 Hektar großen Solarpark errichten. Bürgermeister Stefan Lafsa (Wählergemeinschaft Gemeinde Levenhagen) hatte die Anwohner von Anfang an informiert und mit eingebunden. Die meisten waren auch dafür, schließlich sollten durch den Solarpark jedes Jahr rund 120.000 Euro in die Kasse gespült werden. Dringend benötigtes Geld, mit dem die Gemeinde viel vorhatte, erklärt Bürgermeister Lafsa: "Wir hätten Projekte realisiert wie Straßensanierung, neue Beleuchtung, vielleicht auch ein kleines Gemeindezentrum."

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Eigentlich war also schon alles durchgeplant, doch dann hat die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Vorpommern-Greifswald dem Vorhaben einen Riegel vorgeschoben. "Aufgrund verschiedener Regelungen, die wir haben: von freie Sicht auf die Landschaft bis Vögel, die hier eventuell auf dem Acker brüten könnten." Einen Alternativvorschlag gab es nicht und somit auch keinen Solarpark. Für die Gemeinde bedeutet das, es gehen nur noch die Pflichtaufgaben. Die Seniorenweihnachtsfeier steht jetzt auf der Kippe und die Jugendfeuerwehr muss auch auf neue Ausrüstung warten, bis genug Geld da ist.

Kampf um Akzeptanz

Ganz anders in Wackerow, ein paar Kilometer von Levenhagen entfernt. Hier mussten Bürgermeister und Gemeindevertretung lange um Akzeptanz für den Park kämpfen und zwischen Befürworten und Gegnern vermitteln. Und sie haben Kompromisse gefunden, erklärt Bürgermeister Torsten Maaß (Bürgergemeinschaft Wackerow): "Wir haben viele Änderungen vorgenommen im Erschließungsvertrag, zum Beispiel was ökologische Bewirtschaftung innerhalb des Parks betrifft. Wir haben Heckenpflanzungen vereinbart. Die Fläche wurde auch um etwa ein Drittel eingekürzt, von 32 auf 19 Hektar."

Bürger werden beteiligt

Zum Kompromiss gehört auch, dass vor dem Ortsteil Dreizehnhausen gar keine Solaranlagen gebaut werden, dass eine große Fläche als mögliches Bauland frei gehalten wird und dass ein Teil der Anlage ein Bürgerpark werden soll. "Wenn der dann gebaut wird, haben die Bürger die Möglichkeit, sich zu beteiligen und dann am Ende eine Rendite zu bekommen für ihren Anteil, mit dem sie sich dort einkaufen können", sagt Maaß. Damit sich möglichst viele Bürger beteiligen können, sollen die Anteile klein gehalten werden. Trotzdem werden Solarparks in Wackerow weiter kritisch gesehen. Viele wollen lieber Unterstützung für dezentrale Anlagen zum Beispiel auf Hausdächern. Der Park ist jetzt aber da und die Gemeinde muss damit leben - aber immerhin mit jährlich mehreren zehntausend Euro mehr in der Haushaltskasse.

Dieses Thema im Programm:

Nordmagazin | 01.05.2023 | 19:30 Uhr

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