Polen vor der Wahl: So ist die Stimmung an der Grenze auf Usedom
Polen steht kurz vor einer entscheidenden Wahl. Die national-konservative PiS ist seit 2015 regierende Partei und mit einem starken antideutschen Kurs in den Wahlkampf gegangen. Was bedeutet die Wahl am Sonntag für die Grenzregion und wie ist die Stimmung auf der polnischen Seite der Insel Usedom?
Eine "Schicksalswahl" - so jedenfalls sehen die liberal eingestellten Polen die heutige Abstimmung. Bei einem erneuten Sieg der national-konservativen, populistischen PiS-Partei befürchten sie einen weiteren Abbau des Rechtsstaats und eine Abkehr von der EU. Mariusz Lokaj ist seit vielen Jahren Koordinator für deutsch-polnische Zusammenarbeit in Heringsdorf auf Usedom und hat einen besonderen Blick auf die Grenzregion. "Wir haben im Laufe der Jahre miteinander sehr viel erreicht, viele Projekte umgesetzt, nur miteinander sind wir stark", sagt er mit dem Blick auf die Zusammenarbeit von Deutschland und Polen.
Antideutscher Wahlkampf der PiS
Bereits die Wahl 2019 zeigte, dass der westliche Teil Polens tendenziell liberal und pro-europäisch eingestellt ist. Auf beiden Seiten der Grenze arbeiten Deutsche und Polen zusammen, knüpfen Freundschaften und Beziehungen. Von der finanziellen Förderung durch die EU hat besonders Swinemünde profitiert. Und trotzdem: Die regierende PiS-Partei betreibt nicht nur einen antideutschen, sondern auch einen antieuropäischen Wahlkampf. Mariusz Lokaj kann das nicht nachvollziehen. Er sieht die Vorteile gerade für die Menschen in der Grenzregion und all die Projekte, die durch die Europäische Union gefördert werden.
Sorge um Demokratie
Viele Menschen in Swinemünde sprechen sich ganz klar für einen Regierungswechsel aus. Die antieuropäische Stimmungsmache der national-konservativen PiS ist für sie unerträglich: "Hetze gegen Andersdenkende, Hetze gegen Deutsche, unsere Nachbarn, Hetze gegen die Europäische Union", so ein Passant auf der Straße, "das ist skandalös, was hier passiert." Eine Frau sagt, die Wahl sei für sie sehr wichtig, weil sie in der EU bleiben wolle: "Ich fühle mich als Europäerin und vielen meiner Freunde geht es ebenso." Die Menschen in der Grenzregion haben Angst um die Demokratie in ihrem Land.
Angespannte Stimmung
Die in Löcknitz (Landkreis Vorpommern-Greifswald) lebende Polin Katarzyna Werth fürchtet um die Beziehung zwischen Polen und Deutschland. Die Stimmung sei angespannt, erklärt sie im Interview mit NDR MV Live. Die Politik der letzten acht Jahre sei schädigend gewesen, sie polarisiere die Gesellschaft und das spüre man auch in der Grenzregion. Katarzyna Werth hofft auf Veränderung. Sie wünscht sich ein weltoffenes Polen.