Podcast Dorf Stadt Kreis: Notruf der Freiwilligen Feuerwehr
In Mecklenburg-Vorpommern ist es keine Seltenheit mehr, dass eine Freiwillige Feuerwehr nicht einsatzbereit oder sie es nicht schafft, die gesetzlich vorgeschriebene Hilfsfrist von zehn Minuten einzuhalten. Der Grund: aktive Mitglieder fehlen.
Nur sechs Berufsfeuerwehren gibt es in ganz Mecklenburg-Vorpommern. Die Basis bilden die vielen Freiwilligen Feuerwehren mit ihren etwa 40.000 Kameradinnen und Kameraden. Allerdings sind nur 26.000 von ihnen einsatzbereit und diensttauglich. Der demografische Wandel schlägt auch hier voll zu. Davon sprechen Christian Ohm von der Freiwilligen Feuerwehr aus Ziethen bei Anklam und Matti Holtfreter von der Wehr aus Niepars bei Stralsund in der neuen Folge des NDR Podcasts "Dorf Stadt Kreis - starke Geschichten aus dem Norden".
Die Ehrenabteilungen mit Feuerwehrleuten über 65 Jahren sind manchmal doppelt so gut besetzt wie der aktive Teil des Teams. Auch die Jugendfeuerwehren können nicht über Mitgliedermangel klagen. Oft sind sie auf dem Land die einzige Freizeitattraktivität für junge Menschen. Doch die gehen oft die in die Welt - für Ausbildung oder zum Studium - und dann kommt die große Lücke. Es fehlen die sesshaften Berufstätigen.
Teure Technik - doch wer soll sie bedienen?
Ein 50 Millionen Euro Förderprogramm der Landesregierung für die Freiwilligen Feuerwehren im Land geht in diesem Jahr zu Ende. "Zukunftsfähige Feuerwehr" heißt es und das ist nur die halbe Wahrheit: In drei Jahren wurden landesweit zahlreiche technische Geräte angeschafft, Gebäude neu gebaut und Ausrüstungen erneuert. Das war dringend nötig. Mancherorts wurde der ROBUR-LKW Jahrgang 1961 endlich gegen einen TLF 3000 getauscht. Mit bis zu 90 Prozent finanzierte das Land die Anschaffung solcher moderner Tanklöschfahrzeuge. Doch in der Feuerwehrorganisationsverordnung des Landes(FwOV M-V) heißt es auch: "Die Gemeinden haben dafür zu sorgen, dass geeignetes und ausgebildetes Personal für die Bedienung, Prüfung und Wartung und Pflege der Ausrüstung der Feuerwehr […] zur Verfügung steht." Und das überfordert besonders die kleinen Kommunen. Ist das System der Freiwilligkeit überhaupt noch aufrechtzuerhalten oder müssen andere Lösungen her? An der Basis wird das Thema Dienstpflicht schon länger diskutiert.
Viele einzelne Initiativen – kein Gesamtkonzept
Noch wollen sich die freiwilligen Feuerwehrmänner Christian Ohm aus Ziethen bei Anklam und Matti Holtfreter aus Niepars bei Stralsund nicht vorstellen, dass verpflichtete Bürgerinnen und Bürger unter ihrem Kommando widerwillig Brände löschen. Sie wünschen sich motivierte Freiwillige und wissen, wie erfüllend diese Aufgabe sein kann. In der neuen Podcast-Folge von "Dorf Stadt Kreis" berichten sie, wie sie mit frühkindlicher Brandschutzerziehung oder mit der Truppmann-Ausbildung als Schulfach in Eigeninitiative gegen das Ausbluten der Struktur ankämpfen. Das haben sie selbst in ihren Orten angeschoben. Doch ein Gesamtkonzept für das von Abwanderung gezeichnete Flächenland müsste her, denn der Aufgabenberg wächst.
Immer mehr E-Autos auf den Straßen und immer mehr Solarpanels auf den Dächern stellen die Aktiven vor neue Herausforderungen - auch in der Ausbildung. Sie retten Leben, doch können die Freiwilligen Feuerwehren sich selbst retten?