NATO-Übung in Rostock: General fordert "wehrbereite" Gesellschaft
Im Rostocker Seehafen wurden am Freitag knapp 200 Militärfahrzeuge der Bundeswehr verschifft. Brigadegeneral Uwe Nerger war mit der NATO-Großübung zufrieden und sprach anschließend über die reale Bedrohungslage.
Es war ganz schweres Gerät, das die Bundeswehr im Rostocker Seehafen zwischengeparkt hatte.Panzer, gepanzerte Militärfahrzeuge und Lastwagen wurden auf dem Hafengelände verschifft. Ziel der Großübung war es vor allem, die sogenannten Heimatschutzkräfte fit zu machen. Die Reservisten sollten die Verladeaktion schützen und Brigadegeneral Uwe Nerger war mit den gezeigten Leistungen äußerst zufrieden. "Die Übung hat hervorragend geklappt", lobte der Kommandeur des Landeskommandos Mecklenburg Vorpommern am Freitag Nachmittag.
Klare Worte im Interview
Das militärische Gerät wird nun über die Ostsee nach Litauen verschifft. Dort will die NATO in den kommenden Wochen für den Ernstfall proben: den Schutz des Bündnisgebietes. Nach Abschluss der Übung sprach Brigadegeneral Nerger bei NDR MV Live über die aktuelle Situation der Bundeswehr. Er betonte, dass die Politik klar machen müsse, was der Schutz der Bundesrepublik Deutschland bedeute. Gleichzeitig müsse die Gesellschaft aber insgesamt verstehen, dass der Schutz der Republik mit 200.000 aktiven Soldaten und rund 80.000 Reservisten nicht funktionieren könne. Nerger wörtlich: "80 Millionen können nicht auf der Zuschauertribüne sitzen, während 280.000 Soldaten die Republik verteidigen."
Gesellschaft soll "wehrhaft, wehrwillig und wehrbereit sein"
Anschließend sagte er, dass er die angestoßene Diskussion um die Wiedereinführung der Wehrpflicht richtig findet. Über die Einstellung der Gesellschaft in Deutschland zum Thema Krieg sagte Nerger: "Die Gesellschaft muss wehrhaft, wehrwillig und wehrbereit sein." Auf Nachfrage zur aktuellen Bedrohungslage sagte er: "Es gibt eine Bedrohungsanalyse und die geht davon aus, dass wir nicht mehr als sechs Jahre haben." Sechs Jahre um für einen Verteidigungsfall gewappnet zu sein. Er sprach auch sehr konkret über den potenziellen Kriegsgegner.
Übung war auch "Werbung für den Heimatschutz"
Bei der Übung war es primär um das Zusammenwirken von Reservisten, der Polizei, Kräften des Technischen Hilfswerks und natürlich den Berufssoldaten gegangen. Die Übung des Heimatschutzes mit dem Titel "National Guardian" war Teil des multinationalen NATO-Großmanövers mit dem Namen "Steadfast Defender". Es war das erste Mal, dass Reservisten der Bundeswehr an einer NATO-Übung beteiligt waren. General Nerger sah die Übung auch als "Werbung für den Dienst im Heimatschutz".