Ostseewasser gegen Wasserengpass in Berlin und Brandenburg?

Stand: 28.08.2023 14:43 Uhr

Aufgrund von drohenden Wasserengpässen schauen Berlin und Brandenburg jetzt Richtung Mecklenburg-Vorpommern. Es steht die Idee im Raum, Wasser aus der Ostsee bis nach Berlin zu pumpen. 

Ostseewasser bis nach Berlin pumpen - ob das möglich ist, das wollen Brandenburg und Berlin jetzt in einer Studie untersuchen lassen. Der Grund: drohende Engpässe bei der Trinkwasserversorgung.

Trinkwassergewinnung aus der Ostsee wäre "Neuland"

Dass so ein Leitungssystem funktionieren kann, zeigt ein Beispiel aus Baden-Württemberg. Dort wird Wasser aus dem Bodensee in den Norden des Bundeslandes geleitet. Ob das auch zwischen Mecklenburg-Vorpommern und Berlin und Brandenburg klappen kann, das soll jetzt in einer Machbarkeitsstudie untersucht werden.

Das Gutachten soll die Voraussetzungen klären, unter denen es ökologisch und ökonomisch sinnvoll sein kann, Ostseewasser zu entsalzen und in den Berliner Raum zu transportieren, so Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne): "Trinkwasser aus der Ostsee wäre Neuland und auch mit Problemen verbunden. Jede Entsalzung ist mit einem hohen Energieaufwand verbunden. Und selbstverständlich muss am Ende auch Mecklenburg-Vorpommern mitgehen, schließlich gehört die Ostseeküste weder zu Brandenburg noch zu Berlin", so Vogel.

Das Prinzip der Meerwasserentsalzung

Beim Prozess der Trinkwassergewinnung aus Meerwasser wird dieses zunächst entnommen und erhitzt bis es verdampft. Die salzfreien Dämpfe werden dann abgesaugt und wieder in den flüssigen Zustand überführt - zu sauberem Trinkwasser. Als Abfallprodukt entsteht ein Konzentrat mit erhöhtem Salzgehalt, das ins Meer zurückgeleitet werden kann. Die WME Windkraftbetriebene Meerwasserentsalzung GmbH in Dranske auf Rügen gewinnt auf diese Art schon seit Jahren Trinkwasser aus der Ostsee - mit der ersten Meerwasserentsalzungsanlage der Welt. Geschäftsführer Werner Haase nutzte dabei zum Erhitzen des Wassers Windenergie. Seine Idee: Weil diese nicht gespeichert werden kann, sollte der Energie-Überschuss für die Produktion von Trinkwasser genutzt werden, um Verluste zu vermeiden.

Haase: Günstige Bedingungen in MV

Dem Diplomingenieur und Experten für Meerwasserentsalzung Haase zufolge könnte eine großangelegte Trinkwassergewinnung aus der Ostsee bereits in etwa zwei Jahren realisiert werden. Mecklenburg-Vorpommern mit seiner Energiegewinnung aus erneuerbaren Quellen habe günstige Voraussetzungen dafür, so Haase bei NDR MV Live. Jedoch müsse zuvor noch viel geschehen. So brauche es etwa zahlreiche Entnahmestellen für Meerwasser und auch Rückleitungsstellen für das Konzentrat, welches im Entsalzungsprozess als Abfallprodukt entsteht. Laut Haase würden so Arbeitsplätze geschaffen und Firmen, die Wasserstoff produzieren, könnten von der Infrastruktur profitieren.

Umweltbundesamt warnt vor Trinkwasser-Engpässen

Der Auftrag zum Gutachten soll noch dieses Jahr vergeben werden. Hintergrund für die Überlegungen ist eine Studie des Umweltbundesamtes, nach der im Großraum Berlin und entlang der Spree Engpässe bei der Trinkwasserversorgung drohen. Der drohende Notstand hängt vor allem auch damit zusammen, dass nach dem Ende der Kohleförderung in der Lausitz künftig deutlich weniger Grundwasser in die Spree gepumpt werden wird. "Aufgrund der sinkenden Grundwasserstände werden wir Wasserprobleme bekommen, wenn wir nichts unternehmen", so Vogel.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 27.08.2023 | 16:00 Uhr

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