Olena Radiyevska: Von Charkiw nach Greifswald geflohen
Sie ist in ihrer neuen Heimat angekommen: die Ukrainerin Olena Radiyevska. Die 40-jährige Dirigentin und Pianistin lebt in Greifswald und arbeitet als Klavierlehrerin an einer privaten Musikschule.
Der Krieg änderte ihr Leben, denn mit dem Krieg kam dieses Geräusch: das ständige tiefe Brummen der Militärflugzeuge. Und damit kam die Angst. Zehn Tage nach dem russischen Angriff verließ Olena ihre Heimatstadt Charkiw. Ihre Eltern hatten sie gebeten, zu fliehen, sie wollten, dass ihr Kind in Sicherheit ist. Mutter und Vater blieben im eigenen Haus beim eigenen Garten. Nur Olena ging weg aus dem Kriegsgebiet.
Nicht auf staatliche Hilfe angewiesen
Auf eines ist sie sehr stolz: Sie ist nicht auf staatliche Hilfen angewiesen. Ihre Krankenversicherung, die Rente, ihre Wohnung – all dies zahlt sie selbst. Alles verdient mit Klavierunterricht. Sie lebe jetzt ein normales Leben, wie alle in Deutschland, sagt Olena.
Voller Lob über Kultur und Gastfreundschaft
Eines der deutschen Wörter, die Olena schnell gelernt hat, ist das wichtige Wort "Steuernummer". Fehlerfrei kommt es ihr über die Lippen. Ohne Steuernummer keine Arbeit, ohne Arbeit geht nichts. Und so war sie zunächst beschäftigt: Der Ausweis, die Arbeitsgenehmigung, die Krankenversicherungskarte, alles musste organisiert werden. "Die deutsche Bürokratie ist schon anstrengend. Was bei uns Tage braucht, braucht hier Monate.“ Das ist die einzige Kritik, die sich Olena über Deutschland entlocken lässt. Ansonsten ist sie voller Lob: Die Kultur, die Gastfreundschaft, die Herzlichkeit, die Menschen. Sie habe so viel Menschlichkeit und Hilfe nicht erwartet, sagt sie.
Umzug nach Oranienburg
In Deutschland will Olena bleiben, aber nicht in Mecklenburg-Vorpommern. Ihr fehle die Großstadt. Früher sei sie zweimal die Woche in die Oper gegangen, das fehle ihr hier schon. Nächsten Monat wird sie nach Oranienburg ziehen. "Das sind dann nur noch 20 Minuten bis Berlin", freut sie sich. Und auch dort hat Olena schon Kontakte, Arbeit gibt es dort mehr als genug und vielleicht wird sie dort auch wieder ein Orchester dirigieren. Erste Ideen gibt es schon.