Neues Quartier für den Demokratiebahnhof in Anklam
Anfang März musste der Verein das alte Bahnhofgebäude räumen. Seitdem konnten die Mitarbeiter sich nur auf der Straße um die Jugendlichen in Anklam kümmern. Nun hat er neue Räume.
Gut fünf Monate ist es her, dass der Landkreis Vorpommern-Greifswald die Türen des alten Bahnhofsgebäudes in Anklam (Landkreis Vorpommern-Greifswald) versiegelt hat. Als "unverhältnismäßige Eskalation" hat der Verein Demokratiebahnhof das damals empfunden, musste sich aber fügen. Jetzt gibt es ein neues Quartier, nicht weit weg vom Bahnhof.
Weniger Platz als vorher
Durch einen Aushang im Schaufenster seien sie auf die Räumlichkeiten aufmerksam geworden, sagt Tino Nicolai aus dem Vorstandsteam des Demokratiebahnhof Anklam e.V. Danach seien sie sich mit dem privaten Vermieter relativ unkompliziert einig geworden. Das neue Quartier ist deutlich kleiner als das im alten Bahnhof. Zwei Beratungsräume und ein kleines Lager stehen zur Verfügung. Das gesamte Angebot - von der Fahrradwerkstatt über den Band-Probenraum bis zum Gemeinschaftsgarten - wird hier nicht zu halten sein.
Neuer Begegnungsort soll entstehen
Was zukünftig gehen kann, das lotet der Verein nun aus. Fest steht, dass es bald wieder regelmäßige Öffnungszeiten geben soll. Die beiden pädagogischen Mitarbeitenden werden dann vor Ort sein und sich um die Anklamer Jugendlichen kümmern. Auch das Jugendparlament der Stadt findet in den neuen Räumen des Vereins wieder einen festen Anlaufpunkt.
Umzug gestaltet sich schwierig
Derzeit muss noch der Umzug organisiert werden. Denn die Möbel und anderes Inventar wie Tischkicker und Billardtisch stehen noch im Bahnhof. Da heranzukommen, gestaltet sich laut Verein aber gar nicht so einfach. Einen Schlüssel für das Gebäude haben die Mitglieder nicht mehr. Den hat die städtische Wohnungsgesellschaft GWA, die Eigentümerin des Bahnhofs ist. Wenn sie in ihr altes Domizil wollen, um Sachen zu packen oder abzuholen, müssten sie sich nach den Geschäftszeiten der GWA richten, so Nicolai. Dadurch können sie immer nur vereinzelt für ein oder zwei Stunden rein.
Elektrik und Brandschutz im Bahnhof mangelhaft
Die städtische Wohnungsgesellschaft hatte den Mietvertrag für den Demokratiebahnhof Anfang des Jahres gekündigt. Grund waren bauliche Mängel am Gebäude, zum Beispiel die veraltete Elektrik. Der Verein hatte die Schlüsselübergabe jedoch verweigert und die Jugendarbeit im Bahnhof erst aufgegeben, als der Kreis das Gebäude versiegelt hatte.
Genug Geld für die Instandsetzung ist nicht da
Die GWA und die Stadt schätzen, dass die Ertüchtigung des Bahnhofs rund vier Millionen Euro kosten würde. Eine Teilsanierung, durch die der Verein immerhin die Räume im Erdgeschoss weiter nutzen könnte, würde mit etwa 300.000 Euro zu Buche schlagen, so die Schätzung. Das Land hat Unterstützung aus dem Vorpommernfond zugesagt, sollte der Rest der Finanzierung stehen.
Der Verein wünscht sich jedenfalls, irgendwann wieder in sein altes Domizil zurückkehren zu können - und daraus wieder einen richtigen Demokratiebahnhof zu machen.