Neue Altkleider-Richtlinie: Platzen Kleiderkammern bald aus den Nähten?

Stand: 30.01.2025 12:53 Uhr

Eine neue Richtlinie der EU-Kommission untersagt, dass Altkleider und -textilien im Restmüll landen. Lösungen bieten bislang nur Kleidercontainer. Kann das dauerhaft funktionieren?

von Dominique Cîrstea

Wenn Kerstin Kubatzki am Sortierband der Diakoniewerkstätten in Neubrandenburg steht, geht ihr Blick prüfend über die Kleidungsstücke, die an ihr vorbeiziehen. Hier und da greift sie zu, zieht ein T-Shirt, eine Hose oder ein Paar Schuhe aus dem Haufen heraus. "Das sind die guten Sachen, die später in unserem Laden verkauft werden", erzählt sie.

30 Prozent mehr Kleidung in den Containern seit 2024

Bei den Diakoniewerkstätten in Neubrandenburg macht sich bereits bemerkbar, dass immer mehr zerschlissene Kleidung aussortiert wird. Die 65 Container in Neubrandenburg, Neustrelitz und Burg Stargard (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte) werden wöchentlich mehrmals geleert. Mittlerweile reiche die Kapazität der Container nicht mehr aus, sodass häufig auch mit Kleidern gefüllte Säcke daneben stehen. "Die Menge ist seit 2024 um etwa 30 Prozent gestiegen. Wir sortieren derzeit monatlich knapp 30 Tonnen Altkleider hier vor Ort", sagt René Wieckhusen, Leiter der Diakoniewerkstätten.

Verkaufen oder verwerten

Sortiert wird nach verschiedenen Qualitäten. Was nicht verkauft werden kann, werde von Beschäftigten der Diakoniewerkstätten zu Putzlappen verarbeitet oder von einem Recyclingunternehmen abgeholt, so Kubatzki. Verwertet wird dort alles, was verschmutzt oder kaputt ist oder aus anderen Gründen nicht mehr getragen werden kann - zum Beispiel Kleidungsstücke, die ausgeleiert oder verblichen sind. Die dabei entstandenen Fasern werden zum Beispiel für Dämmmaterialien oder zu Füllstoffen verarbeitet. Wenn auch das nicht mehr möglich ist, werden die Textilien verbrannt.

Neue EU-Richtlinie: Kleidung darf nicht mehr in den Hausmüll

Durch eine neue EU-Richtlinie könnte die Altkleider-Verarbeitung in Neubrandenburg allerdings an ihre Grenzen kommen, befürchtet Kubatzki. Seit dem 1. Januar 2025 darf Altkleidung nicht mehr in den Hausmüll geworfen werden. Die Altkleider-Container könnten bald nicht mehr reichen. "Die Recyclingquoten könnten europaweit deutlich höher sein. Die Textilindustrie braucht enorm viele Ressourcen und schadet der Umwelt - dem wollen wir mit der Richtlinie etwas entgegensetzen", so Renke Deckarm, Sprecher der EU-Kommission.

Produzenten in Verantwortung nehmen

In Deutschland sei das System der Kleidercontainer bereits seit Jahrzehnten so etabliert, dass sich in der Praxis nicht viel ändere, behauptet Deckarm. Außerdem: "In Zukunft wollen wir auch die Produzenten mehr in die Verantwortung nehmen. Ähnlich wie bei Batterien oder Kunststoffverpackungen, sollen sie sich auch an den Kosten der Entsorgung beteiligen. Damit wollen wir einen Anreiz schaffen, von vornherein nachhaltiger zu wirtschaften und Kleidung herzustellen, die nicht bereits nach einer Saison kaputt geht", so Deckarm.

Gesonderte Textiltonnen?

Auch in Deutschland könne man an weiteren Lösungen arbeiten. Die Kommunen könnten zum Beispiel gesonderte Abfalltonnen für Textilien anbieten, die wie Hausmülltonnen auf den Grundstücken stehen und von den Kommunen geleert werden. Bis eine solche Lösung Realität wird, wird Kerstin Kubatzki weiterhin T-Shirts, Schuhe und Hosen aussortieren: "Wir hatten immer viel Textilien, die wir in einer Woche sortiert haben. Jetzt schaffen wir die Menge nicht mehr abzuarbeiten."  

Weitere Informationen
Jemand wirft einen Sack mit Altkleidern in den Altkleidercontainer. © picture alliance Foto: Andrea Warnecke

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Dieses Thema im Programm:

Nordmagazin | 30.01.2025 | 19:30 Uhr

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Landkreis Mecklenburgische Seenplatte

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