Neubrandenburg plant Cannabis-Prävention via TikTok
Die Stadt Neubrandenburg hat einen Flyer drucken lassen, um Kinder und Jugendliche über die Gefahren der Droge Cannabis aufzuklären. Auch ein TikTok-Video will sie produzieren. Doch Prävention kostet Geld, das keiner hat.
"Regelmäßig Cannabis konsumieren? Kenn die Fakten und Folgen!" steht auf dem Flyer, den der Präventionsrat der Stadt Neubrandenburg hat drucken lassen. Die 10.000 Stück sind jetzt in den Händen der Arbeiterwohlfahrt (AWO) und sollen möglichst viele Kinder und Jugendliche erreichen. "Bier mit 16, Schnaps ab 18, Cannabis ab 25", sagt Dr. Sven Armbrust, Chefarzt für Kinder- und Jugendmedizin des Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum Neubrandenburg. Der Familienvater ist Mitglied des Neubrandenburger Präventionsrates und weiß aus seiner Arbeit, dass der Konsum von Cannabis nicht rückläufig ist. Immer häufiger käme es vor, dass Kinder und Jugendliche, die mit einem Vollrausch auf seiner Station landen, auch nachweislich Cannabis konsumiert hätten.
Prävention könnte Millionen Euro einsparen
Finger weg davon, rät der Mediziner, bis man mindestens 25 ist. Am besten aber gar nicht erst mit Cannabis anfangen. "Die Hirnreifung des Menschen endet erst mit 24 bis 25. Bis dahin kann diese Droge Schäden im Gehirn anrichten, die nicht reparabel sind", klärt Armbrust auf. Er hält nicht hinter dem Berg damit, dass er diesen medizinisch nachgewiesenen Sachverhalt in der gesetzlichen Teillegalisierung von Cannabis völlig unberücksichtigt sieht. Das sei unverständlich. Ebenso, dass die Prävention eine viel zu geringe Rolle spiele, meint Neubrandenburgs Vize-Oberbürgermeister Peter Modemann (CDU), ebenfalls Mitglied des Präventionsrates. Zu den Mitgliedern des Rates gehören auch Vertreter sozialer Einrichtungen, der Polizei und Staatsanwaltschaft. Dabei gebe es Studien, dass mit jedem Euro Prävention sieben bis zehn Euro Folgekosten gespart werden könnten, so Modemann.
Wer bezahlt ein professionelles TikTok-Video?
Modemann hat in einem klammen Haushalt der Stadt Neubrandenburg das Geld für die Flyer locker gemacht. Doch dabei dürfe es nicht bleiben. Seine nächste Idee ist ein TikTok-Video, das über die Gefahren aufklärt, die Cannabis mit sich bringt. "Nach drei bis vier Sekunden entscheidet der Konsument, ob er weiterguckt oder nicht. Das heißt, wir müssen so ein Video professionell machen lassen. Dafür reichen aber 300 oder 400 Euro nicht", sagt Modemann. Auf der Suche nach dem Geld ist er bisher in keinem Topf von Kreis, Bund oder Land fündig geworden.
Cannabis-Club spricht von Konsum ab 25
Auch der erste Cannabis-Club der Mecklenburgischen Seenplatte, der sich seit einem Jahr in Gründung befindet, ist der Prävention verpflichtet. "Es kann aber nicht unsere Aufgabe allein sein. Hier ist die ganze Gesellschaft gefordert", meint Vorstandsmitglied Tobias Hecht. Er würde diese Aufgabe an den Schulen am richtigen Platz sehen. Der Club unterstützt in vollem Umfang die Auffassung der Mediziner, dass Cannabis erst ab 25 konsumiert werden sollte. Deshalb will der Club in seiner Satzung auch ein Mindestalter von 25 Jahren festschreiben, obwohl das Gesetz auch 18-Jährige legitimiert.