Cannabis-Legalisierung: Ältere eher dagegen, Jüngere dafür
Die Befragten einer #NDRfragt-Umfrage lehnen eine Legalisierung mehrheitlich ab. Viele befürchten, Cannabis werde zur neuen Einstiegsdroge. Die Mehrheit bezweifelt, dass der Schwarzmarkt eingedämmt werden kann.
Bundestag und Bundesrat haben nach langem Ringen die Teil-Legalisierung von Cannabis beschlossen. #NDRfragt wollte darum von seinen Mitgliedern wissen, wie sinnvoll sie die Legalisierung finden. Das Ergebnis der Umfrage zeigt: Die Mehrheit (53 Prozent der Befragten) lehnt ab, dass Cannabis gesetzlich erlaubt wird. Vor allem aus Sorge um Kinder und Jugendliche. Bei den Jüngeren unter 30 Jahren hingegen sagt die Mehrheit "Ja" zu legalem Cannabis. Fast die Hälfte von ihnen gibt an, bereits selbst zum Joint gegriffen zu haben. Den Gesetzesvorschlag der Ampelregierung hält die Mehrheit für misslungen.
Alle Ergebnisse dieser nicht repräsentativen, aber gewichteten Umfrage gibt es als PDF zum Herunterladen.
16 bis 29-Jährige für die Legalisierung
Während die Mehrheit der Befragten über 30 Jahren möchte, dass Cannabis illegal bleibt, befürwortet über die Hälfte der 16 bis 29 Jährigen, dass die Droge gesetzlich erlaubt sein soll. Pro Legalisierung spricht für viele der Jüngeren die Handlungsfreiheit jeder Person. Ähnlich sieht es auch #NDRfragt-Mitglied Kim aus Niedersachsen:
"Jedem volljährigen Menschen sollte es freistehen, das zu konsumieren, was er möchte. Der Staat und die Gesellschaft können im besten Fall dazu beitragen, dass dieser Konsum geregelt und so risikoarm wie möglich abläuft." #NDRfragt-Mitglied Kim, 28, aus Niedersachsen
Jüngere konsumieren mehr Cannabis als Ältere
Die Jüngeren haben im Schnitt auch mehr eigene Erfahrungen mit Cannabis als die älteren Befragten. 43 Prozent von ihnen haben bereits für den eigenen Genuss oder aus medizinischen Gründen Cannabis geraucht oder in anderer Form zu sich genommen. Unter den ab 30-Jährigen sind es nur 31 Prozent. Die 19-jährige Amira beschreibt ihre positiven Erfahrungen mit Cannabis so:
"Ich konsumiere Cannabis, um ein bisschen runter zu kommen, damit es in meinem Kopf für ein paar Minuten einfach ruhig und leer ist. Wenn ich high bin, bin ich einfach glücklich und tiefenentspannt. Bonuspunkt ist, das Essen schmeckt einfach viel besser." #NDRfragt-Mitglied Amira, 19, aus Niedersachsen
Andere jüngere #NDRfragt-Mitglieder schildern negative Folgen von Cannabis wie Übelkeit, Trägheit oder Paranoia. Einige wenige beschreiben, dass sie nach Cannabis süchtig wurden. #NDRfragt-Mitglied Dennis berichtet, dass er auch schon den Krankenwagen rufen musste, nachdem er einen Joint geraucht hat:
"Verunreinigte Blüten auf dem Schwarzmarkt sind mittlerweile sehr verbreitet, und es werden teilweise Stoffe hinzugefügt, um die Kunden abhängiger von anderen Substanzen zu machen, die weitaus gefährlicher sind. Ich selbst musste wegen so etwas schon zwei Mal einen Notarzt rufen, da die chemischen Stoffe im schlimmsten Fall zu Kreislaufversagen führen." #NDRfragt-Mitglied Dennis, 31, aus Schleswig-Holstein
Legales Cannabis: Pro und Contra
Gegen eine Legalisierung spricht für die Befragten vor allem, dass gesetzlich erlaubtes Cannabis der erste Anknüpfungspunkt für den Konsum weiterer Drogen sein könnte. Dies könne das falsche Signal senden, dass Cannabis ungefährlich sei. 40 Prozent befürchten zudem, dass mehr Menschen psychisch krank oder von Cannabis abhängig werden könnten. Unter anderem #NDRfragt-Mitglied Peter macht sich Sorgen, dass Cannabis bald das Stadtbild beherrschen könnte:
"So wird der Konsum ohne schlechtes Gewissen in der Öffentlichkeit möglich. Wer jetzt Tabak neben anderen Personen, auch Kindern und Kleinkindern oder Babys raucht, wird dann Cannabis rauchen. (...) Es kommen die Tage, an denen Menschen bekifft in Geschäfte gehen und sich entsprechend benehmen. Willkommen in einer Welt, in der Menschen ihren Trip im Park oder der Innenstadt haben." #NDRfragt-Mitglied Peter, 36, aus Niedersachsen
Viele kritisieren, es fehle an Geld für Suchtberatungsstellen und die nötige Präventionsarbeit zur Aufklärung der gesundheitlichen Folgen von Cannabis. Polizei und Justiz könnten durch den Kontrollaufwand überfordert werden. All diese Baustellen berücksichtige das Gesetz der Ampelregierung nicht ausreichend:
Sorgen um Kinder und Jugendliche
Die Mehrheit befürchtet, dass eine Legalisierung vor allem Kinder und Jugendliche motiviere, Cannabis zu testen. Gerade für Körper und Psyche von Heranwachsenden könnte Cannabis gefährlich werden, da sie sich noch in der Entwicklung befinden, argumentieren viele Teilnehmende.
"Gekifft wird so oder so"
Doch die Teilnehmenden sehen auch Argumente für die Legalisierung. Ganz vorne: Die Bekämpfung des Schwarzmarktes. Nur, wenn Cannabis aus der "Schmuddelecke" verbotener Drogen geholt werde, könne der Anbau und Konsum staatlich besser kontrolliert werden. Dies schütze auch die Konsumenten durch eine höhere Qualität von Cannabis. 45 Prozent der Befragten befürworten, dass Cannabis legalisiert werden soll. Auch #NDRfragt-Mitglied Key sieht vor allem Vorteile:
"Der illegale Markt wird verringert. Gerichte werden entlastet. Der Staat nimmt mehr Steuern ein. Und ich kann endlich wählen, ob ich abends einen Rotwein trinke oder mir einen Cannabis-Tee mache." #NDRfragt-Mitglied Key, 59, aus Hamburg
Alkohol gilt als gefährlichste Alltagsdroge - vor Cannabis
Immer wieder vergleichen die Befragten in den Kommentaren die Gefahren von Cannabis mit denen von Alkohol und anderen Alltagsdrogen. Trotz aller Sorgen um Cannabis schätzt eine große Mehrheit Alkohol nach wie vor als gefährlichste Droge für Kinder und Jugendliche ein. Viele treibt um, dass Alkohol gesellschaftlich häufig verharmlost werde:
"Solange viel gefährlichere Drogen wie Alkohol und Tabak nicht nur überall leicht zu kriegen, sondern auch noch bei jeder Gelegenheit gezeigt, genossen und gefeiert werden, ist der potenzielle Schaden einer Cannabis-Legalisierung zu vernachlässigen." #NDRfragt-Mitglied Steffen, 28, aus Niedersachsen
Wachsende #NDRfragt-Community mit mehr als 41.000 Norddeutschen
#NDRfragt ist das Meinungsbarometer für den Norden. Mittlerweile haben sich mehr als 41.000 Norddeutsche für die Community angemeldet. Wer noch nicht dabei ist, aber mitmachen will, kann sich registrieren und wird zu den Umfragen per E-Mail eingeladen. Mitglied kann werden, wer in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg oder Bremen wohnt und mindestens 16 Jahre alt ist.