Nach Treffen in Wismar: Zukunft der TKMS-Werft weiter unklar
Nach einem Treffen der Gewerkschaft IG Metall Küste mit dem Vorstandsvorsitzenden von Thyssen-Krupp-Marine-Systems (TKMS) sowie Bundes- und Landtagsabgeordneten in Wismar herrscht weiterhin Unklarheit darüber, wie es auf der Werft weitergeht.
Seit mehr als einem Jahr ist TKMS Eigner der Werft - angetreten mit dem Ziel, in Wismar U-Boote und Fregatten zu bauen. Zwischenzeitlich war von kleineren Patrouillenbooten oder gar dem Bau von Munitionsbergungsplattformen die Rede. Erst vor etwa zwei Wochen bestätigte das Unternehmen aber, dass bisher keine Aufträge des Bundes aus dem 100-Milliarden-Euro-Programm für die Bundeswehr vorliegen. Bundes- und Landtagsabgeordnete waren heute zu einem Treffen nach Wismar eingeladen.
Erwartungen der Gewerkschafter nicht erfüllt
Auch Vertreter der IG Metall Küste, der TKMS-Vorstandsvorsitzende Oliver Burkhard und Arbeitnehmervertreter - die beiden Betriebsratsvorsitzenden von TKMS aus Wismar und vom Gesamtbetriebsrat - haben teilgenommen. Ihre Erwartungen seien nicht erfüllt worden, hieß es. Burkhard sagte, es gebe nach wie vor keine Aufträge für die Mitarbeiter der Werft und es sei noch unklar, wann dort der Bau von U-Boote beginnt. Das Unternehmen hält aber weiter daran fest, damit ab 2025 starten zu wollen. "Wir werden alles einlösen, was wir versprochen haben. Wir werden diesen Standort entwickeln zu einem U-Boot- oder Fregatten-Standort", so Burkhard.
TKMS will sich auf Projekte bewerben
Um die Zeit bis zu einem diesbezüglichen Produktionsstart zu überbrücken, will sich TKMS sowohl auf die Ausschreibung zum Bau einer Munitionsbergungsplattform, den Bau von Konverterplattformen für die Offshore-Windindustrie sowie den Neubau des Forschungsschiffes Polarstern II bewerben. Damit wolle man auch für eine baldige Beschäftigung der ehemaligen Angestellten der MV-Werften sorgen. "Wenn es neue Aufträge gibt, dann können wir auch über die bisher eingestellten Mitarbeitenden hinaus Einstellungen vornehmen", erklärte Burkhard.
Hoffnung auf mehr Tempo vom Bund
Der frisch gewählte Betriebsratsvorsitzende von TKMS in Wismar, Alexander Harms, hofft auf mehr Tempo vom Bund: "Alles, was wir jetzt erwarten, ist eine klare Zusage für eine richtige verbindliche Perspektive". Er sprach hier auch im Namen seiner ehemaligen Kollegen, die nach der Pleite der MV-Werften im Januar 2022 immer noch auf eine Weiterbeschäftigung am Standort hoffen. Burkhard dämpfte die Hoffnung auf baldige Aufträge des Bundes. Er zeigte sich aber zuversichtlich, dass die Produkte des Unternehmens in den nächsten Jahren benötigt werden.
TKMS steht vor Verkauf
Ein weiterer Unsicherheitsfaktor: Die Konzernmutter ThyssenKrupp will ihre Rüstungssparte Thyssen-Krupp-Marine-Systems gerade verkaufen. Was ein möglicher Käufer dann mit der Werft in Wismar vorhat, ist offen. Laut Burkhard hat der Mutterkonzern aktuell nicht die Gelder, um die Investitionen zu leisten, die für das angepeilte Wachstum von TKMS nötig sind. Thyssen brauche unter anderem Geld für die Transformation im Stahlgeschäft.
Standort gehörte zur MV-Werften-Gruppe
Aktuell wird die Werfthalle noch durch das ehemals "Global Dream" genannte, 350 Meter lange Kreuzfahrtschiff der Disney Cruise Line belegt. Die Papenburger Meyer Werft hat zwar einen Auftrag zum Umbau, doch es heißt, dass sich Disney noch nicht zu konkreten Plänen geäußert habe. Der Standort Wismar gehörte - genauso wie die Werften in Rostock und Stralsund - früher zur MV-Werften-Gruppe, die im Zuge der Krise des Kreuzfahrtmarktes während der Corona-Pandemie Anfang 2022 Insolvenz anmelden musste.