Nach Debatte um "Remigration": Diese Konsequenzen zieht Rostock
Die Kritik am Namen einer Fachabteilung im Rathaus war zu massiv geworden: Die Stadt Rostock zieht Konsequenzen. Das Rostocker Migrationsamt hatte zuvor eine Stelle als Sachbearbeiter oder -bearbeiterin für "Remigration" ausgeschrieben.
Es ist das offizielle Unwort des Jahres: Remigration. Laut einer Jury von Sprach-Experten ist das Wort eine beschönigende Tarnvokabel - und werde von rechten bis rechtsextremen Gruppierungen genutzt, um Zwangsausweisungen und Massendeportationen von Menschen mit Migrationshintergrund zu fordern. Genau dieser Begriff tauchte jetzt in einer Stellenanzeige des Rostocker Migrationsamtes auf, die erst nach massiver Kritik wieder aus dem Netz genommen wurde. Gesucht wurde darin ein Sachbearbeiter oder eine Sachbearbeiterin für "Remigration".
Migrantenrat: Bezeichnung "Remigration" untragbar
Der Vorsitzende des Rostocker Migrantenrats, Seyhmus Atay-Lichtermann, schlug daraufhin Alarm. Er forderte: Eine Umbenennung des Sachgebietes sei überfällig. Die Bezeichnung "Remigration" sei nicht nur nicht mehr zeitgemäß, sondern untragbar.
Rostocker Rathaus verteidigte zunächst Namensgebung
Ein Sprecher des Rostocker Rathauses verteidigte zunächst noch die Namensgebung. Das Sachgebiet heiße bereits seit sechs Jahren so. "Remigration" sei ein Standardbegriff der Migrationsforschung. Er werde in der Verwaltung als Sammelbegriff für freiwillige Rückkehrangebote genutzt oder auch als Begriff für die Abschiebung von Migranten, die nach geltendem Recht zur Ausreise verpflichtet sind.
Suche nach neuem Namen für Abteilung, aber "mit Bewusstseinsschaffung"
Die Oberbürgermeisterin Eva-Maria Kröger sagte im Gespräch mit dem NDR Nordmagazin, man nehme die Lage sehr ernst. Jetzt sei es wichtig, dass "wir in Bewegung kommen". Wörtlich sagte die Linken-Politikerin: "Ich habe mich mit dem Migrantenrat dazu verständigt, dass wir jetzt eine offensive, heilende Debatte brauchen - und dabei die Lebenswirklichkeit der Betroffenen in den Mittelpunkt stellen." Auf Instagram veröffentlichte Kröger dazu eine entsprechende Story. Darin stellte die Oberbürgermeisterin klar, dass auf den Begriff "Remigration" bei der Suche nach einem neuen Namen für die Abteilung verzichtet werde. Kröger auf Instagram wörtlich: "So wird es sein. Aber gemeinsam mit Bewusstseinsschaffung, damit was hängen bleibt."
Oberbürgermeisterin wehrt sich gegen Lob der AfD
Zuvor hatte die Landtagsfraktion der AfD Rostocks Oberbürgermeisterin gelobt. Die LINKE-Politikerin gehe mit "gutem Beispiel voran" und helfe, den Begriff "Remigration" aus der "linken Tabuzone" zu holen - indem sie die Namensgebung des Fachbereichs zunächst verteidigte. Auch hierzu hatte Kröger ein Instagram-Posting in ihrem Kanal veröffentlicht und in einem Video die Namensgebung zu erklären versucht, was ihr massive Kritik einbrachte.
Kröger sprach nach dem Lob durch die AfD von einer "schizophrenen Häme", diesen Begriff zu missbrauchen. "Logischerweise verurteilen wir diese Ideologie, diesen menschenunwürdigen Umgang und diese niederträchtigen Ziele, die sich hinter ihrer Benutzung des Wortes "Remigration" verstecken." Und das sei natürlich auch überhaupt "gar nicht unsere Politik und hier gar nicht die Arbeitsweise oder gar die Mentalität der Kolleginnen und Kollegen, die in diesem Bereich arbeiten", so Kröger weiter.
"Remigration" auch Thema auf Einbürgerungsfeier
Auch auf einer traditionellen Einbürgerungsfeier der Stadt war die Diskussion Thema. Am Donnerstag hatten in der Rostocker Stadthalle knapp 360 Menschen ihre Einbürgerung gefeiert. Nachdem sich die Oberbürgermeisterin bei den Anwesenden bedankt und sie beglückwünscht hatte, sprach sie in ihrer Willkommensrede ganz direkt die aktuelle Debatte an und auch die Wellen, die das Ganze in der Stadtpolitik und dem Migrantenrat geschlagen hatte.