Chlorgas-Leck in Zinnowitz: Feuerwehr empört über Drohungen

Stand: 02.09.2024 16:47 Uhr

Bei einem Einsatz an der Bernsteintherme in Zinnowitz auf Usedom sind Feuerwehrkräfte massiv beschimpft und bedroht worden. Wegen eines Chlorgas-Lecks hatten sie die Promenade abgesperrt.

Die Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Zinnowitz sind bei einem Einsatz an der Bernsteintherme am Sonnabend beschimpft und bedroht worden. Sie hatten wegen eines Chlorgas-Lecks in der Therme die Umgebung weiträumig abgesperrt. Das Unverständnis vieler Urlauber über die Absperrung, die auf der Promenade spazieren wollten, sei "fragwürdig" gewesen, berichtete Wehrführer Christoph Liphardt dem NDR. Die Feuerwehrleute bekamen laut Liphardt mehrfach zu hören: "Ich hau' dir die Fresse ein, wenn du nicht beiseite gehst."

Einsatz in der Freizeit

Es sei nicht akzeptabel, "dass meine Einsatzkräfte derart beschimpft werden und mit solchen Gewaltandrohungen zu kämpfen haben", so der Zinnowitzer Feuerwehrchef. Immerhin würden seine Leute, die er als "super Truppe" bezeichnete, immer alles geben, um in ihrer Freizeit "Umwelt, Menschenleben und Sachwerte zu schützen".

Auch für den Bürgermeister von Zinnowitz, Fred Kruggel (UWG), ist so ein Verhalten "ein No-Go". Er erklärte gegenüber dem NDR, dass jeder einmal in eine Situation kommen könne, wo er Hilfe brauche. "Die Leute zu bepöbeln in ihrer Freizeit, zu beleidigen und zu beschimpfen und Gewalt anzudrohen, ist für mich überhaupt nicht nachvollziehbar." Wer so etwas mache, ist laut Kruggel nicht tragbar.

Kreisfeuerwehrverband bietet Unterstützung an

Unterstützung bekommt die Freiwillige Feuerwehr Zinnowitz vom Kreisfeuerwehrverband Vorpommern-Greifswald. Verbandsvorsitzender Stefan Fellechner sagte im Interview mit dem NDR am Montag: "Wenn dort irgendwelche Probleme auftauchen oder Hilfestellungen benötigt werden, sind wir natürlich jederzeit dabei und leisten auch diese Unterstützung." Perspektivisch gäbe es von der DGUV (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung) auch Material, wie präventiv bei Gewalt gegen Einsatzkräfte umgegangen werden könne. Auch Fellechner überlegt, im Verband präventiv Kurse anzubieten. Zudem empfehle er den Einsatzkräften in Zinnowitz Anzeige zu erstatten, auch wenn dies nur gegen Unbekannt möglich sei.

Verschleiß verursacht Leck in Chlorbehälter

In der Bernsteintherme in Zinnowitz war am Sonnabendmittag Chlorgas ausgetreten. Grund für den Austritt war laut Polizei ein durch Verschleiß entstandenes Leck an einem Chlorbehälter. Bei dem Rettungseinsatz waren neben der Polizei auch ein Gefahrgutzug, die Feuerwehr sowie ein Notarzt vor Ort. Rund vierzig Menschen mussten aus der Therme in Sicherheit gebracht werden. Verletzt wurde ersten Erkenntnissen zufolge niemand. Zwei Techniker wurden allerdings untersucht, weil sie womöglich den Dampf eingeatmet hatten. Nach Angaben des Wehrführers pumpte die Feuerwehr bis zum Abend fast zwei Tonnen Chlorgas ab. Es wurde in Behälter gefüllt, die durch eine Spezialfirma entsorgt werden.

Therme vorerst geschlossen

Da das Chlor im Technikraum ausgelaufen ist und das Leck nicht sofort repariert werden kann, bleibt die Therme nach Angaben der Polizei vorerst geschlossen. Anwohner wurden am Sonnabendnachmittag gebeten, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Diese Warnung wurde inzwischen aufgehoben. Auch die Sperrungen rund um die Therme am Nachmittag konnten aufgelöst werden.

Weitere Informationen
Blick aus der Ferne auf eine Einsatzstelle von Feuerwehr und Rettungsdienst: Viele Einsatzkräfte haben sich für eine Lagebesprechung versammelt. © Screenshot
1 Min

Usedom: Feuerwehrleute beschimpft und bedroht

Als die Freiwillige Feuerwehr Zinnowitz bei einem Chlorgas-Leck die Promenade absperrt, drohen Urlauber mit Gewalt. 1 Min

Feuerwehrmänner im Einsatz am Feuerwehrwagen. © Colourbox

Entwarnung nach Gasalarm in Möllenhagen

Faulgase aus einem Abwasserschacht in Möllenhagen riefen in der vergangenen Nacht Polizei und Feuerwehr auf den Plan. mehr

Schriftzug "Feuerwehr" ist auf der Blaulichtanlage eines Feuerwehrautos zu sehen. © NDR Foto: Pavel Stoyan

Wismar: Reizhusten bei Fastfood-Restaurant-Besuchern

Die Polizei ermittelt wegen fahrlässiger Körperverletzung. Das Restaurant bleibt vorerst geschlossen. mehr

Die Lichtaufschrift Polizei bei einem Polizeiwagen © picture alliance / Frank May Foto: Frank May

Neubrandenburg: Mann durch Gasverpuffung schwer verletzt

Der Mann hatte bei Reparaturarbeiten an seinem Haus im Stadtteil Broda eine Gasflasche eingesetzt. mehr

Dieses Thema im Programm:

Nordmagazin | 02.09.2024 | 19:30 Uhr

Die neuesten Regionalnachrichten aus Vorpommern

Vorschaubild für den Podcast des Vorpommernstudio Greifswald auf NDR 1 Radio MV © iStock Foto: golero
3 Min

Regionalnachrichten aus Greifswald

Aus dem Vorpommernstudio in Greifswald berichten NDR Reporter täglich ab 5.30 Uhr im Landesprogramm von NDR 1 Radio MV, für andere NDR Programme und die gesamte ARD. 3 Min

Mehr Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

Arztteam rollt Patient auf Klinikbett durch einen Krankenhausflur. © panthermedia Foto: spotmatikphoto

Schwesig: Wichtig, dass Krankenhausreform jetzt kommt

Die Reform sichere alle Krankenhausstandorte in Mecklenburg-Vorpommern, die großen wie auch die kleinen Häuser, so Schwesig. mehr

Die Applikation App WhatsApp ist auf dem Display eines Smartphones zu sehen. © picture alliance/dpa Foto: Silas Stein

Im Handy abonnieren: Die NDR MV Nachrichten bei Whatsapp

Im NDR MV Whatsapp-Kanal gibts die wichtigsten Themen für Mecklenburg-Vorpommern kompakt und schnell zusammengefasst. extern