"Müssen Anfängen wehren": Schwesig bei Eröffnung von Holocaustmuseum
Amsterdam, Den Haag, Vlissingen: Drei Tage lang ist Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig in den Niederlanden unterwegs. Bei ihrer ersten Auslandsreise als Bundesratspräsidentin hielt sie eine Rede zur Eröffnung des Nationaal Holocaust Museums.
Nur wenige Meter trennten an dieser Stelle im ehemaligen jüdischen Viertel Amsterdams Elend und Hoffnung voneinander. Auf der einen Straßenseite lag die "Hollandsche Schowburg". Das Stadttheater war während der Deutschen Besatzungszeit Sammelstelle für fast 50.000 Juden und Jüdinnen, die von dort in Konzentrationslager deportiert wurden. Im Gebäude gegenüber auf der anderen Straßenseite war die einstige Pädagogik-Schule untergebracht. Hier fanden in den 1940er-Jahren jüdische Kinder Schutz. Etwa 600 von ihnen überlebten so den Holocaust. Diese beiden Gebäude bilden nun das neue Nationaal Holocaust Museum in Amsterdam. Es ist nach Angaben der Verantwortlichen das erste und bislang einzige Museum, das die Geschichte der Judenverfolgung in den Niederlanden zeigt. Etwa 100.000 der damals rund 140.000 niederländischen Juden und Jüdinnen überlebten den Holocaust nicht.
Museumseröffnung durch König Willem-Alexander
Nach einer mehrjährigen Umbauphase hat das Staatsoberhaupt, König Willem-Alexander, das neue Museum am Sonntag in Amsterdam eröffnet. Bei der feierlichen Veranstaltung in der portugiesischen Synagoge war unter anderem Manuela Schwesig (SPD) als Ehrengast geladen. In ihrer Rolle als Bundesratspräsidentin vertrat sie bei diesem Termin den Bundespräsidenten und hielt eine Rede. "Wir müssen den Anfängen wehren, gemeinsam, überall in Europa", sagte Schwesig. Schon im Vorfeld hatte sie die Bedeutung der Erinnerungskultur betont: "Es ist wichtig, dass wir das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus wachhalten. Daraus resultiert zugleich eine Verpflichtung für Gegenwart und Zukunft. Wir müssen alles dafür tun, dass sich solch schreckliche Ereignisse nicht wiederholen." Deutschland hat sich mit rund vier Millionen Euro an den Baukosten beteiligt.
Proteste gegen israelischen Staatspräsident Yitzhak Herzog
Bei der Museumseröffnung war auch der israelische Staatspräsident Yitzhak Herzog zugegen. Sein Besuch ist wegen des israelischen Vorgehens in Gaza in den Niederlanden umstritten. Kritiker verwiesen auf umstrittene Äußerungen Herzogs zum Gaza-Krieg. Diese waren auch vom Internationalen Gerichtshof im Völkermord-Verfahren gegen Israel als problematisch zitiert worden. Rund 1.000 Menschen demonstrierten nahe der Feier in der "Portugiesischen Synagoge" gegen Israels Angriffe auf die palästinensische Zivilbevölkerung und gegen den Besuch von Herzog. In lauten Sprechchören warfen sie Israel Massenmord vor. Es soll auch zu Zusammenstößen mit der Polizei gekommen sein.
Niederlande drittwichtigster Außenhandelspartner MVs
Im weiteren Verlauf des Tages besuchte Schwesig den Palast. Der König lud sie und weitere Staatsgäste zu einem privaten Abendessen ein. Heute wird Schwesig außerdem einige politische Gespräche führen - wie etwa mit den vormaligen Vizepräsidenten der EU-Kommission, Frans Timmermanns. Außerdem ist Schwesig mit Mark Rutte verabredet. Der scheidende niederländische Premierminister wird als Nachfolger für NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg gehandelt. Seit dem Start ihrer Reise am Flughafen Rostock-Laage wird Schwesig von einer etwa 20-köpfigen Wirtschaftsdelegation aus Mecklenburg-Vorpommern begleitet. Die Vertreter stammen aus den Bereichen der maritimen Wirtschaft, der Kreislaufwirtschaft und der Bioökonomie. Nach Angaben der Staatskanzlei sind die Niederlande - gemessen an Export und Import - der drittwichtigste Außenhandelspartner Mecklenburg-Vorpommerns. Diese Beziehungen gelte es weiter auszubauen, hieß es. Die Delegation rund um Schwesig wird heute die Damen-Werft in Vlissingen besuchen. Der niederländische Schiffbauer hat unter anderem gemeinsam mit der Lürssen-Gruppe den Auftrag für den Bau von vier Fregatten vom Typ F126 erhalten. Das Auftragsvolumen liegt bei geplanten rund fünf Milliarden Euro. Die Rede ist vom größten Auftrag in der Geschichte der deutschen Marine. Ein Teil dieser Schiffe wird in der Peene-Werft in Wolgast gebaut.