Mit Chorprobe: Aktionswoche für Demenz in Schwerin gestartet
In Mecklenburg-Vorpommern leben etwa 37.000 Menschen, die an Demenz erkrankt sind. Damit liegt MV über dem Bundesschnitt.
Der hohe Anteil an Demenzkranken an der Gesamtbevölkerung Mecklenburg-Vorpommerns ist laut Gesundheitsministerium auf das hohe Durchschnittalter im Land zurückzuführen. Jedes Jahr am 21. September ist der Weltalzheimertag. Im Vorfeld veranstalten das Zentrum Demenz, das Gesundheitsministerium und eine Krankenkasse die Woche der Demenz in Schwerin.
Gemeinsam singen "Mit Herz und Mund"
Die Woche der Demenz stelle Menschen, die an Demenz erkrankt sind und ihre Angehörigen in den Mittelpunkt, so Maria Puhlmann, die Leiterin des Zentrum Demenz. Alle Angebote sind außerdem offen für Menschen, die sich mehr mit dem Leben mit Demenz beschäftigen wollen oder müssen. Die erste große Aktion war eine offene Chorprobe mit dem Demenzchor. Eigentlich besteht der aus elf Personen. Am Mittwoch hat der Singkreis "Mit Herz und Mund" mit über 100 anderen Leuten gesungen.
Cornelia Kurek vom Konservatorium Schwerin leitet seit 2018 den Chor. Die Arbeit mit dem Demenzchor unterscheide sich laut ihr dadurch, dass jede Probe mit den selben Liedern anfängt und aufhört. Da "erinnert man sich, wo man wieder ist, man ist wieder an dem schönen Ort". Große Auftritte gebe es keine, sie schaue stattdessen auf jeden Einzelnen. "Ich lege großen Wert auf Stimmbildung und Körperarbeit". Jeden Mittwoch um 11 Uhr ist Chrorprobe. Chorleiterin Kurek möchte während der einstündigen Probe ihren Chor wortwörtlich aktivieren "Ich versuche die Leute in den Augenblick zu holen, auch in ihre körperliche Verfasstheit". Deshalb entscheide auch jeder selber, ob er steht oder lieber sitzen mag, so Kurek. Doch am Ende bezeichnet sie sich selber nur als Hilfe: " Wenn die Leute Spaß am Singen haben, dann brauche ich nicht mehr viel zu machen". Die Sängerinnen und Sänger kommen jeweils im Team. Jeder Demenzkranke wird von einem Vertrauten begleitet. Die singen natürlich auch mit, so Kurek.
Schweriner Höfe sind "demenzfreundliches Einkaufsquartier"
Seit Beginn des Jahres arbeiten die Schweriner Höfe mit dem Zentrum Demenz zusammen. Gemeinsam haben sie Händler und Mitarbeiter im Umgang mit Erkrankten geschult. Außerdem wurden und werden in den Gebäuden Piktogramme angebracht, damit sich alle Kunden besser zurechtfinden. Das Ziel: auch an Demenz erkrankte sollen möglichst eigenständig einkaufen können. Für dieses Engagment erhalten die Schweriner Höfe die Plakette "Demenzfreundliches Einkaufsquartier" vom Zentrum Demenz. Die Anerkennung wurde ihnen am Abend von Gesundheitsministerin Dreese (SPD) überreicht.
Viele Informationen, viel Austausch
Kein Wunder also, dass die Woche der Demenz in den Schweriner Höfen am Marienplatz stattfindet. Dort gibt es noch bis Sonntag Informationen rund um das Leben mit Demenz. Beispielsweise bietet das Zentrum Demenz regelmäßig Vorträge an. Außerdem hat es einen Hilfetisch eingerichtet, der Menschen berät, die sich neu mit dem Thema Demenz beschäftigen müssen. Und es gibt eine offene Sprechstunde mit einem Demenzexperten der Heliosklinken Schwerin. Er erklärt unter anderem die medizinische Seite der Gehirnerkrankung. Während des gesamten Programms wird eine Betreuung für Erkrankte angeboten. Am Sonntag endet die Aktionswoche mit einem Abschlussgottesdienst im Schweriner Dom.