Millionenprojekt zu Seegras in der Ostsee gestartet
In Norddeutschland beginnt ein Forschungsprojekt zu Seegras, an dem auch die Universität Rostock beteiligt ist. Erstmals sollen Seegraswiesen entlang der gesamten Ostseeküste vor Mecklenburg-Vorpommern vermessen werden.
Das Land Mecklenburg-Vorpommern will die Seegrasvorkommen entlang der Ostseeküste erfassen. Ziel ist es, den Gesundheitszustand der Seegraswiesen zu ermitteln und gegebenenfalls neue anzupflanzen. Das Projekt "MV Seagrass for Climate", das nun gestartet ist, wird in den kommenden acht Jahren vom Bund mit rund 12 Millionen Euro gefördert. Derzeit koordiniert die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, die die wissenschaftliche Projektleitung übernimmt, die weiteren Abläufe.
Forscher bekommen genaues Bild von Seegraswiesen
In einer ersten Phase sollen die Seegraswiesen vor Mecklenburg-Vorpommern kartiert werden. Bei der Vermessung helfen Aufnahmen von Satelliten. Forschungstaucher der Universität Rostock schauen sich einige Flächen auch im Detail an. Außerdem nutzen die Projektleiter Videos von Schleppkameras, die vom Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie regelmäßig über kleineren Ostseegebieten aufgenommen wurden. "Für Mecklenburg-Vorpommern ist das ganz neu. Wir bekommen erstmals ein sehr genaues Bild von den gesamten Seegraswiesen vor der Landesküste", sagt Projektleiter Florian Uhl.
Neue Seegraswiesen sollen angepflanzt werden
Nachdem die Seegraswiesen vermessen wurden und so mögliche Standorte zur Wiederansiedlung der Seegräser bekannt sind, sollen neue Seegraswiesen gepflanzt werden. Dazu nutzen die Wissenschaftlerin und Wissenschaftler Erfahrungen aus dem Schwesternprojekt "SeaStore". Das erforscht bereits seit dem vergangenen Jahr, welche Umweltbedingungen für Seegräser an der Landesküste herrschen müssen. "Wir gehen in die Anwendung und nutzen die Grundlagenforschung von 'SeaStore'", merkt Florian Uhl an. Bei beiden Projekten erforscht die Universität Greifswald auch den Einfluss von sogenannten Mikrobiomen auf Seegräser. Dabei handelt es sich um Bakterien sowie mikroskopisch kleine Algen und Tiere, die in oder auf Seegräsern leben.
Land bekommt Handlungsempfehlungen zum Schutz von Seegras
Ziel des Projektes ist es, der Landesregierung nach der achtjährigen Laufzeit eine Handlungsempfehlung zu übergeben, um Seegraswiesen zu erhalten und selbst aufforsten zu können. Darin enthalten sind auch digitale Daten, die Geoinformatiker der Universität Rostock aufbereiten. So soll das Land eine langfristige Strategie zum Umgang mit Seegraswiesen erhalten.
Seegräser stabilisieren das Ökosystem Ostsee
Seegraswiesen gelten weltweit als sehr gute Verwerter von Treibhausgasen. Damit könnten sie eine Antwort auf den Klimawandel sein. Wie gut Seegraswiesen in der Ostsee, speziell vor Mecklenburg-Vorpommern, aber tatsächlich Kohlenstoffe speichern ist bisher nicht genau bekannt. Das will Mathias Kreuzburg vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde herausfinden: "Unabhängig davon, wie gut Seegräser Kohlenstoff verarbeiten können, sind sie wichtig. Seegraswiesen dienen vielen Meeresbewohnern als Lebensraum. So können sich Muscheln, Seesterne und Krebse dort verstecken. Viele Fische ziehen dort ihren Nachwuchs auf." Außerdem würden Seegräser den Meeresboden verfestigen und als natürliche Wellenbrecher wirken, wodurch sie auch für den Küstenschutz wichtig sind.
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