MV: Schwangerschaftsabbruch bleibt ein heikles Thema
Frankreich nimmt als erstes Land das Recht auf Abtreibung in die Verfassung auf. Der Beschluss wurde dort mit Beifall aufgenommen. In Mecklenburg-Vorpommern bleibt die Situation für ungewollt Schwangere schwierig.
Die beiden Kammern des Parlaments votierten in Paris mit 780 Ja-Stimmen für das Recht auf Abtreibung. Es gab nur 72 Nein-Stimmen. Die Bekanntgabe des Abstimmungsergebnisses wurde mit anhaltendem Applaus begrüßt. Die konkrete Formulierung in der Verfassung soll „garantierte Freiheit zum Schwangerschaftsabbruch“ lauten. Die feierliche Zeremonie zu dieser Verfassungsänderung soll am Freitag, also am Weltfrauentag, stattfinden. In unserem MV-Live sprachen wir mit Beate Ziegler vom Kreisdiakonischen Werk in Greifswald, über die aktuelle Situation von ungewollt Schwangeren in Mecklenburg-Vorpommern. Ihr sehnlichster Wunsch: "Ich würde mir eine größere Sicherheit für die betroffenen Frauen wünschen. Wäre die Unterstützung für Familien und Alleinerziehende größer, wäre dies das Beste, was den Schwangeren passieren kann." Sie wies auf die unerfreuliche Situation hin, dass meist äußere Umstände zum Entschluss für eine Abtreibung führten.
Gute Aufklärung zeigt Wirkung
Die Tatsache, dass die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche in MV seit zwanzig Jahren kontinuierlich sinkt, erklärte Ziegler unter zweierlei Gesichtspunkten. Einerseits liege dies an "guter Aufklärung und an Präventionsgesprächen mit Schülern", andererseits habe sich das "Bewusstsein vieler Frauen verändert." Sie würden ihre Lebensumstände realistisch einschätzen und sich die Frage stellen, ob ihr Kind in eine schöne Welt geboren werde.
Termine für Beratungsgespräche gibt es sofort
Angesprochen auf die konkreten Umstände eines Schwangerschaftsabbruchs in MV erläuterte Ziegler, dass es im Fall der Fälle kein Problem sei, einen Termin für ein Beratungsgespräch zu bekommen. "Das geht bei uns in Greifswald in der Regel von heute auf morgen". Deutlich schwieriger sei es hingegen, anschließend eine Praxis oder eine Klinik zu finden, die den Abbruch zeitnah vornimmt. In der Uniklinik Greifswald gebe es zum Beispiel keine Abbrüche mehr. Frauen müssten sich dann an Ärzte in Anklam, Demmin oder Stralsund wenden. Dies sei speziell für Alleinerziehende ein logistisches Problem. Frauen, die sich mit dem Thema Abtreibung befassten, kämen aus allen gesellschaftlichen Schichten, seien zwischen 14 und 45 Jahren alt und hätten ob ihrer misslichen Lage oft ein schlechtes Gewissen.