Leben mit Pflegekindern: Familien aus Mecklenburg-Vorpommern erzählen

Stand: 15.09.2023 15:00 Uhr

Seit 15 Jahren gibt es in Rostock das Pflege-Familien-Zentrum "Das Kind im Blick" der Caritas. Doch so viele Anfragen, Kinder bei Pflegeeltern unterzubringen, hatten sie noch nie.

von Cornelia Helms, Ostseestudio Rostock

Seit Anfang des Jahres suchen Mitarbeitende des Jugendamtes der Hansestadt schon für mehr als 65 Kinder eine Pflegefamilie. Menschen also, die fremden Kindern ein Zuhause geben, weil sie in ihren Herkunftsfamilien momentan nicht leben können.

Ob in Bereitschaftspflege, Kurzzeit-, oder Vollzeitpflege – Ziel ist es, das Kind, wenn möglich, in seine leibliche Familie zurückzuführen. Manchmal besteht das Pflegeverhältnis deshalb nur einige Tage, manchmal Wochen, Monate oder Jahre. In Rostock leben aktuell 170 Kinder und Jugendliche bei Pflegeeltern. In ganz Mecklenburg-Vorpommern waren es laut statistischem Landesamt im vergangenen Jahr knapp 1.800. Ähnlich viele - rund 1.900 Kinder und Jugendliche - haben in einem Heim oder einer Wohngruppe gelebt. Pflegefamilien haben als Unterbringung für Kinder über die Jahre an Bedeutung gewonnen: Noch 1991 waren neun von zehn betroffenen Kindern im Land in Heimen untergebracht. Auch darüber sprechen wir in der neuen Podcastfolge unter anderem mit Grit Gaida, die das Pflege-Familien-Zentrum in Rostock leitet.

Pflegefamilie Reiser sitzt zusammen am Küchentisch © NDR
AUDIO: #142 Ein Zuhause auf Zeit: Wie Pflegefamilien in Rostock zusammenfinden (32 Min)

"Das Kind im Blick" der Caritas

Grit Gaida im Interview in ihrem Büro. © NDR
Grit Gaida leitet das Pflege-Familien-Zentrum der Caritas in Rostock.

"Forschungen ergeben, dass vor allem kleine Kinder in Pflegefamilien sicherer aufgefangen werden, als das Wohngruppen können. Es ist auch nachgewiesen, dass Kinder, die mit festen Bezugspersonen in familiären Strukturen aufwachsen, für ihre Zukunft gut vorbauen und später im Erwachsenenleben mit schwierigen Situationen deutlich besser zurechtkommen", erklärt Grit Gaida.

Vom Kinderwunsch zur Pflegefamilie

Steffen und Hannes Reiser sind seit viereinhalb Jahren "Papa" und "Papi" für das Geschwisterpaar Mateo und Jolien. Weil eine Adoption für gleichgeschlechtliche Paare vor 2017 in Mecklenburg-Vorpommern noch mit vielen Hürden verbunden war, haben sie sich für Pflegekinder entschieden.

"Das ist ein reiner Zugewinn. Ich bereue nicht einen Tag, wo sie jetzt bei uns sind und obwohl es manchmal wirklich Sachen gibt, wo man denkt: Ohhh, warum denn schon wieder [lacht] aber sie sind ein Teil unseres Lebens und ja, das möchte ich nicht missen. Auf keinen Fall." Steffen und Hannes Reiser

Trotzdem gibt es immer wieder Herausforderungen für Pflegeeltern: der Kontakt zu den leiblichen Eltern etwa oder das Loslassen, wenn das Amt entscheidet, dass ein Pflegekind in die Herkunftsfamilie zurückkehrt.

In der aktuellen Podcastfolge "Dorf, Stadt, Kreis" erklären wir, wie man Pflegemama oder Pflegepapa werden kann und lassen Pflegeeltern erzählen. Im Gespräch mit Annette Ewen erfahren wir vom ersten Kennenlernen, dem Auf und Ab im Alltag mit Pflegekindern und dem großen Wunsch diesen neuen Familienmitgliedern Geborgenheit und ein sicheres Zuhause zu schenken.

Weitere Informationen
Podcastbild zum Podcast "MV im Fokus" © NDR Foto: [M]

MV IM FOKUS – Darüber spricht Mecklenburg-Vorpommern!

Der Podcast mit NDR ReporterInnen aus MV - sie berichten unterhaltsam von wichtigen Themen vor ihrer Haustür. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | MV IM FOKUS – Darüber spricht Mecklenburg-Vorpommern! | 15.09.2023 | 18:40 Uhr

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