LNG von Mukran nach Schweden: Backhaus äußert sich skeptisch

Stand: 17.09.2024 17:35 Uhr

Umwelt- und Agrarminister Till Backhaus hat die erste Flüssiggas-Lieferung von Mukran auf Rügen in Richtung Schweden kritisiert. Der SPD-Politiker sagte dem NDR, er sei erstaunt, darüber aus den Medien zu erfahren.

von Stefan Ludmann

An diesem Montag ist der kleine LNG-Tanker "Coral Energy" am umstrittenen Terminal "Deutsche Ostsee" in Mukran mit 15.000 Kubikmeter Flüssigerdgas beladen worden, um die Fracht nach Schweden zu bringen. Dort, so der Anlagenbetreiber Deutsche ReGas, gebe es nur kleine Regasifizierungsanlagen, die deshalb nicht - wie in Mukran - von großen Tankern angesteuert werden könnten. Das neue Angebot des sogenannten Reloads von Flüssigerdgas, das in Mukran bereits eingelagert ist, diene der Versorgung nordeuropäischer Nachbarstaaten und sei durch die Genehmigung der Bundesnetzagentur gedeckt. Schon vor der Inbetriebnahme des Terminals in Mukran in diesem Frühjahr hatte das Bundeswirtschaftsministerium auch auf die mögliche Gas-Versorgung europäischer Nachbarn etwa im Osten über die Gasfern-Leitungen hingewiesen. 

Backhaus fordert Statement von Habeck

Backhaus sieht die Schweden-Lieferung allerdings kritisch. Er verwies darauf, dass das Terminal vor allem für die Versorgungssicherheit in Deutschland aufgebaut worden sei. Der Bund habe es gewollt, er sei dem Projekt gegenüber immer skeptisch gewesen. Jetzt müsse Bundeswirtschaftsminster Robert Habeck (Die Grünen) dazu Stellung beziehen. Habeck müsse klären, ob es für Deutschland tatsächlich noch eine Gas-Mangellage gebe. Ein entsprechender Brief seines Ministeriums nach Berlin sei bisher unbeantwortet, so Backhaus.

Opposition: Reiner Umschlagplatz für Gasmarkt

Kritik an der Lieferung kommt auch von CDU und AfD im Landtag. "Jetzt soll das Terminal sogar dazu dienen, Schweden mit Gas zu versorgen. Gut für Schweden, gut für den Eigentümer des Terminals, schlecht für die Rüganerinnern und Rüganer", sagte CDU-Fraktionschef Daniel Peters. Die AfD-Landtagsabgeordnete Petra Federau sagte: "Das LNG-Terminal in Mukran, das ja angeblich zur Sicherung der deutschen Energieversorgung unumgänglich sein sollte, entwickelt sich zu einem reinen Umschlagplatz für den internationalen Gasmarkt."

Umwelthilfe: Kaum Nachfrage

Auch die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hatte die Lieferung kritisiert, das Terminal diene nicht der Versorgungssicherheit Deutschlands. Die dafür verlegte Pipeline durch den Greifswalder Bodden nach Lubmin sei überflüssig. Es gebe kaum Nachfrage, kritisiert DUH-Sprecher Constantin Zerger kurz nach der Aufnahme des Regelbetriebs des Mukraner Terminals. Die DUH habe der Genehmigung für den Betrieb widersprochen und wolle auch klagen, wenn nötig. Die DUH und andere Umweltverbände haben wiederholt massive Auswirkungen des Terminals auf Natur und Umwelt kritisiert. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hatte zuletzt Eilanträge gegen den Betrieb des Terminals unter anderem der Gemeinde Binz Anfang Juni abgelehnt.

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Nordmagazin | 17.09.2024 | 19:30 Uhr

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