Schiff mit flüssigem Erdgas in Mukran auf Rügen eingelaufen
Ein Tanker mit flüssigem Erdgas aus den USA ist am Donnerstag am LNG-Terminal in Mukran eingetroffen. Die Binzer Bürgerinitiative Lebenswertes Rügen übt schon länger Kritik, weil Erdgas in den USA mit der umweltschädlichen Fracking-Methode gefördert wird.
Noch bevor das LNG-Terminal in Mukran in Betrieb geht, scheint sich eine Befürchtung der Gegner des Projekts zu bestätigen: Der LNG-Tanker "Rias Baixas Knutsen" ist in Mukran eingetroffen. An Bord: US-amerikanisches Erdgas, wie die Deutsche ReGas als Terminalbetreiber einräumt. Die Brisanz: Das flüssige Erdgas wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit über die umweltschädliche Fracking-Methode gefördert, die in Deutschland verboten ist.
ReGas: Kehrtwende bei Lieferanten
Die ReGas hatte in der Vergangenheit den Eindruck vermittelt, an ihren LNG-Terminals in Lubmin und Mukran vornehmlich ungefracktes, also durch konventionelle Bohrungen gefördertes Erdgas anzulanden. Dieses wird zum Beispiel aus Norwegen oder dem arabischen Raum geliefert. In den USA jedoch läuft ein Großteil der Förderung über Fracking. Von dort importiertes Erdgas wurde also mit hoher Wahrscheinlichkeit aus Fracking gewonnen. Nun betont die Deutsche ReGas, dass sie als Infrastrukturbetreiber keinen Einfluss auf die Herkunft des Gases habe. "Die Deutsche Regas hat grundsätzlich sowohl im Rahmen des Vergabeverfahrens als auch bei der Annahme von Lieferungen die Entscheidung der Terminalkunden über ihre Lieferquellen zu akzeptieren", hieß es in einer Mitteilung.
Durchschnittlich kommen laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) 83 Prozent der LNG-Lieferungen für Deutschland aus den USA. Mukran werde davon keine Ausnahmen machen, so ReGas-Aufsichtsratschef Stephan Knabe. Das Terminal in Mukran lasse sich nicht aus der LNG-Verordnung herausnehmen, die besagt, dass alle Produkte diskriminierungsfrei angeboten werden müssten.
Bürgerinitiative Lebenswertes Rügen: Empörung über Import
Gegen das Terminal laufen bereits mehrere Klagen. Unter den Klägern ist auch die Bürgerinitiative "Lebenswertes Rügen". Diese hatte bereits in der Vergangenheit vor solchen LNG-Lieferungen gewarnt. Der Sprecher der Bürgerinitiative, Thomas Kunstmann, sagte: "Wenn in den nächsten Tagen US-Fracking-Gas aus den USA in Mukran eintrifft, dann bewahrheiten sich unsere Voraussagen und die Befürchtungen der Bürgerinitiative. Es bleibt völlig egal, wie sich ReGas oder Bundes- und Landespolitik herausreden wollen. Es bleibt skandalös. Wir wollen, dass das Projekt LNG auf Rügen beendet wird." Die Bürgerinitiative erwarte, dass Bund und Land ihrer ökologischen Verantwortung gerecht werden. Fracking-Gas-Lieferungen gingen gar nicht.
Verwendung bereits im Probebetrieb möglich
Der LNG-Tanker ist nach Angaben des Schiffsinformationsdienstes Vesselfinder vor gut zwei Wochen im texanischen Ingleside gestartet. Das Terminal ist zwar noch nicht in den Regelbetrieb gestartet, weil der Betreiber noch Nachweise erbringen musste und auch ein Eilverfahren beim Bundesverwaltungsgericht anhängig ist. Aber auch im Probebetrieb kann das Gas ins deutsche Netz eingespeist werden.
Fracking: In Deutschland reglementiert oder untersagt
Fracking ist eine umweltschädliche Methode der Erdgas-Förderung. Beim Fracking werden Chemikalien eingesetzt, die in Grundwasserspeicher gelangen und diese vergiften können. In Deutschland wird zwischen konventionellem und unkonventionellem Fracking unterschieden. Konventionelles Fracking in tieferen Gesteinsschichten wird in der Bundesrepublik seit Jahrzehnten praktiziert, vor allem in Niedersachsen. Die Fördermethode ist stark reglementiert, aber erlaubt. Als unkonventionelles Fracking werden Fördermaßnahmen bezeichnet, die näher an der Erdoberfläche und damit auch näher am Grundwasser stattfinden. Diese sind komplett verboten.