Kran-Havarie: Bergung nicht vor Mittwoch
Im Fall der Havarie im Überseehafen Rostock, bei der am Freitagabend zwei 400-Tonnen-Kräne des Herstellers Liebherr in ein Hafenbecken gestürzt waren, ist die Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU) hinzugezogen worden. Die Kräne liegen in etwa elf Metern Tiefe. Wann sie geborgen werden können, ist noch nicht bekannt. Die BSU setze bei ihren Untersuchungen unter anderem auf Zeugenaussagen, Aufzeichnungen durch Überwachungskameras und elektronische Schiffsdaten, so Direktor Ulf Kaspera auf Anfrage von NDR 1 Radio MV. Die Firma Liebherr äußerte sich bislang noch nicht zu möglichen Unfallursachen oder zur Schadenshöhe. Die Firma bestätigte allerdings, dass sich der Unfall bei Positionierungsarbeiten des zweiten mobilen Krans auf dem Schiff ereignet habe. "Das Schiff geriet in Schieflage und beide Kräne rutschten in das Hafenbecken."
Kräne blockieren Hafenbecken
Die beiden mobilen Hafenkräne blockieren weiterhin das Hafenbecken B, behindern aber nach Aussage der Wasserschutzpolizei nicht die Schifffahrt im Überseehafen und auf der Warnow. Laut Hafenamt wird an einem Konzept für die Bergung gearbeitet, das voraussichtlich Mitte der Woche fertiggestellt wird. Unter anderem sollen Taucher noch untersuchen, wo an den Kränen Anschlagspunkte für Seile zum Herausheben sein könnten. Außerdem prüfe der Hersteller, ob die Kräne unter Wasser teilweise demontiert werden können, um das Herausheben zu erleichtern. Die beiden mobilen Kräne mit einem Gewicht von jeweils rund 440 Tonnen waren am Freitagabend beim Verladen auf ein Spezialschiff ins Hafenbecken gestürzt.
100 Liter Schadstoffe ausgelaufen
Vor der Bergung müssen auf jeden Fall rund 10.000 Liter Kraftstoffe und Hydrauliköl aus den Kränen abgepumpt werden. Bislang sind nach Angaben der Behörden lediglich rund 100 Liter der Schadstoffe ins Hafenbecken gelangt, die jedoch durch das Ölwehrschiff "Flunder" größtenteils abgesaugt werden konnten.
Ein Arbeiter leicht verletzt, Schiff beschädigt
Bei dem missglückten Verlade-Manöver am Freitagabend war ein Arbeiter leicht verletzt worden, Sanitäter versorgten ihn vor Ort. Der Unfall ereignete sich am Kai des Kranherstellers Liebherr im Überseehafen. Bei dem Unfall wurde nach Angaben der Wasserschutzpolizei auch das 110 Meter lange Schwergutschiff "Jumbo Vision" beschädigt. Es darf vorerst nicht auslaufen.
Augenzeuge: Schiffskran touchierte mobilen Kran und riss ihn mit
Wie ein Hafenarbeiter, der das Geschehen vom gegenüberliegenden Kai beobachtete, NDR 1 Radio MV berichtete, waren die eigentlichen Verladearbeiten schon abgeschlossen, als ein Ladekran des Transportschiffes beim Rangieren einen der beiden bereits an Bord stehenden Mobilkräne touchierte, so dass dieser vom Schiff ins Hafenbecken gestürzt sei. Dadurch habe sich die Balance des Schiffes verlagert. Es sei in eine Schieflage geraten, so dass auch der zweite Kran ins Hafenbecken kippte, so der Augenzeuge weiter.
Experte: Tonnenschwere Kräne mit Millionenwert
Nach Angaben von Liebherr ereignete sich der Unfall mit zwei mobilen Hafenkränen des Typs Liebherr LHM550, die für den Export bestimmt waren. Kräne dieses Typs sind rund 35 Meter hoch und haben ein Gewicht von 439 Tonnen. Der Stückpreis beträgt laut Branchenkennern rund 3,5 Millionen Euro. Man werde alles unternehmen, um die Beteiligten bei der Aufklärungsarbeit zu unterstützen, teilte ein Liebherr-Sprecher mit.