Kontroverse Debatte um einheitliches Studium für Lehrer in MV
"Hände weg vom Gymnasium", titelt eine Kampagne der CDU seit Wochen. Mit dieser soll vor der möglichen Abschaffung der Gymnasien in Mecklenburg-Vorpommern gewarnt werden. Das sei "billige Stimmungsmache", so Wissenschaftsministerin Bettina Martin (SPD) im Landtag.
Die von der SPD und der Linken geplante Reform des Lehrerstudiums in Mecklenburg-Vorpommern ist am Mittwoch Thema einer hitzigen Diskussion im Landtag gewesen. Einen konkreten Gesetzentwurf hat die Landesregierung zwar noch nicht vorgelegt, die CDU berief sich jedoch auf Hintergrundinformationen - ohne zu benennen, woher diese stammen. Statt verschiedener Studiengänge für Regionalschule und Gymnasium solle es demnach bald nur noch einen Studiengang für alle Lehrkräfte der Sekundarstufe geben. Laut CDU hätte das die Abschaffung des Gymnasiums zur Folge. "Einheitslehrer, Einheitsschule, Einheitsbrei" überschrieb die Union ihre Aktuelle Stunde. "Unser Schulsystem passt nichts zum Einheitslehrer", sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Daniel Peters.
Peters warf SPD und Linken vor, in der Folge ihrer angekündigten Reform letztlich das Gymnasium abschaffen zu wollen. Unter einer früheren rot-roten Regierung war 2006 das längere gemeinsame Lernen in MV eingeführt worden. Seither beginnt das Gymnasium bis auf wenige Ausnahmen ab Klasse sieben - zuvor war es Klasse fünf. Kritiker fürchten eine Schwächung der gymnasialen Bildung.
Martin: Kampagne ist "billige Stimmungsmache"
Wissenschaftsministerin Bettina Martin bezeichnete die Kampagne der CDU als "billige Stimmungmache". Die Landesregierung werde die Gymnasien nicht abschaffen, die geplante Reform des Lehramtsstudiums werde diese sogar stärken. Die Reform solle vor allem der geringen Nachfrage nach dem Lehramtsstudium in Mecklenburg-Vorpommern entgegenwirken. Auch die hohe Abbrecherquote von bis zu 70 Prozent sei ein Problem, das die Reform lösen soll. Die Fachanteile im Studium würden nach ihren Worten künftig zugunsten von mehr Pädagogik sinken, ebenso die Zahl zu bestehender Prüfungen. Auch soll es mehr Praxisanteile im Studium geben. Der Gesetzentwurf werde derzeit im Fachressort abgestimmt und soll im Herbst im Landtag beraten werden.
Linke: Lehrkräfte würden besser auf Herausforderungen vorbereitet
Die Fraktionsvorsitzende der Linken, Jeannine Rösler, sagte, in anderen Bundesländern gebe es die einheitliche Ausbildung zur Sekundarstufen-Lehrkraft bereits, zum Beispiel in Hamburg. In Niedersachsen werde darüber diskutiert. Sie sieht das Stufenlehramt als Aufwertung: "Lehrkräfte werden vielseitiger ausgebildet und besser auf die unterschiedlichen Herausforderungen an den Schulen vorbereitet. Die Reform wird die Flexibilität und Widerstandsfähigkeit unseres Bildungssystems spürbar erhöhen", zeigte sich die Linken-Politikerin überzeugt.
Am Nachmittag beschloss das Landesparlament ein neues Lehrerbildungsgesetz, das Neuerungen für Referendare und Seiteneinsteiger bringt. So soll das Referendariat künftig auch in Teilzeit absolviert werden können. Wer vorher schon als Vertretungslehrer gearbeitet hat, kann sein Referendariat von 18 auf bis zu 12 Monate verkürzen.