Klimaschutz auf Usedom: 300 Hektar trockengelegtes Moor wird vernässt
Die Deutsche Stiftung Umwelt will auf Usedom 300 Hektar der Peenewiesen in ein Moor zurückverwandeln. 19 Kippwehre sollen helfen, südlich der ehemaligen Heeresversuchsanstalt den Wasserstand zu regulieren.
Auf Usedom hat die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) ein umfangreiches Klimaschutzprojekt gestartet. Südlich von Peenmünde sollen 300 Hektar eines trockengelegten Überflutungsmoors renaturiert werden, indem es wiedervernässt wird. Der künftig mit Wasser gesättigte Torfboden speichert klimaschädlichen Kohlenstoff. Dafür wurden nun die ersten Kippwehre eingesetzt. Die Peenewiesen gehören zur insgesamt 2.100 Hektar großen Naturerbefläche Peenemünde, die von der DBU betreut wird.
Im Sommer wird gemäht
Mit insgesamt 19 Kippwehren und sechs sogenannten Grabenplomben in den Entwässerungsgräben des Moors soll künftig der Grundwasserstand reguliert werden. Zeitweise wird der Wasserabfluss gestoppt. Im Sommer soll der Pächter die Wiesen befahren und mähen können, wie ein Mitarbeiter der DBU erläuterte. Falls notwendig, würden dann die Kippwehre geöffnet, damit Wasser in die Hauptgräben abfließen kann.
Nach alter Munition abgesucht
Bevor die Peenewiesen durch ein Schöpfwerk, eine große Anzahl von Entwässerungsgräben und den Bau eines Deichs intensiver landwirtschaftlich nutzbar gemacht wurden, überflutete regelmäßig der Peenestrom das Gebiet. Die Peenewiesen gehörten während der Nazi-Zeit zur Heeresversuchsanstalt Peenemünde. Bevor die Bagger mit dem Einbau der Kippwehre beginnen konnten, wurde das Gelände auf Munitionsreste und Blindgänger untersucht.
Landschaft ändert sich nur langsam
Dem DBU zufolge wird sich die Landschaft nicht von heute auf morgen sichtbar verändern. Der Biologe Uwe Fuellhaas erwartet allerdings, dass sich die Zahl der Libellen und Amphibien in den angestauten Gräben relativ schnell erhöht. Wenn auf größerer Fläche beispielsweise wieder Seggen wachsen, die Kuckuckslichtnelke pink oder die Sumpfdotterblume gelb blühen, "dann zeigten diese Pflanzen an, dass hier wieder Feuchtwiesen entstehen", so Fuellhaas.
95 Prozent der Lebensräume entwässert
"Etwa sieben Prozent der Treibhausgas-Emissionen in Deutschland entweichen aus trockengelegten Torfböden. Rund 95 Prozent dieser Lebensräume sind entwässert, was die Freisetzung von klimaschädlichen Gasen anheizt", so der stellvertretende DBU-Generalsekretär Michael Dittrich. Wälder und Auen, Grünland und gut wasserversorgte wachsende Moore würden große Mengen Kohlenstoff binden. Daher spielten Torfböden als Kohlenstoffsenken eine wichtige Rolle beim Klimaschutz. Die Naturschutzmaßnahme auf Usedom hat die gemeinnützige Tochtergesellschaft der DBU, das DBU Naturerbe, mit finanzieller Unterstützung der Joachim Herz Stiftung sowie der Zeit Stiftung Bucerius geplant und mit den Behörden eng abgestimmt.
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