Kanzler Scholz weiht Geothermie-Heizkraftwerk in Schwerin ein

Stand: 28.04.2023 18:00 Uhr

Die Schweriner Stadtwerke haben ein neues klimafreundliches Geothermie-Heizkraftwerk in Betrieb genommen. Zur Einweihung kam Bundeskanzler Scholz in die Landeshauptstadt.

Im Beisein von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) haben die Schweriner Stadtwerke ein neues Geothermie-Heizkraftwerk in Betrieb genommen. Geothermie sei eine "perfekte Ergänzung zur Windenergie bei der Mecklenburg-Vorpommern heute schon ganz vorne mit dabei ist", sagte Scholz. "Klimaneutral, leistungsfähig und mit konkretem Nutzen für die Bürgerinnen und Bürger vor Ort zeigt die Anlage beispielhaft, wie die Energiewende in Deutschland gelingen kann", so Schwesig. Die Nutzung von heißem Tiefenwasser und großen Wärme-Pumpen sei in dieser Kombination in dieser Größenordnung "europaweit einzigartig und ein Leuchtturmprojekt", hieß es seitens der Stadtwerke. Das neue Heizkraftwerk soll künftig 2.000 Haushalte mit Fernwärme versorgen. Das entspricht etwa 15 Prozent der Fernwärmekunden in der Landeshauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns. Nur wenn es im Winter sehr kalt wird und alle Kunden die Heizungen voll aufdrehen, werde mit Erdgas nachgesteuert, hieß es.

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80 Grad Wassertemperatur dank großer Wärme-Pumpen

Das heiße, salzhaltige Wasser wird aus knapp 1.300 Metern Tiefe gefördert. Es ist 56 Grad Celsius warm. Das Tiefenwasser gibt seine Wärme über Wärmetauscher zunächst an das Wasser eines Zwischenkreislaufs ab. Dieses wird mit Hilfe von vier großen Wärme-Pumpen auf 82 Grad erwärmt, die nötige Temperatur für die Fernwärmeleitung. Das Zusammenspiel von Wärmepumpen und Tiefengeothermie ist einmalig: "Wir sind europaweit die ersten, die das in dieser Größendimension machen", so Projektleiter Réne Tilsen im Vorfeld der Einweihung. Das Besondere sei, dass das Thermalwasser eigentlich zu kalt ist für das Fernwärme-Netz. In der Fernwärme-Branche stößt das Schweriner Projekt folglich auf großes Interesse. Bislang ging man davon aus, dass man mindestens 65 Grad heißes Wasser braucht, um wirtschaftlich arbeiten zu können.

Blockheizkraftwerke treiben Wärme-Pumpen

Der Strom für die Pumpen kommt zunächst noch aus zwei eigenen Erdgas-Blockheizkraftwerken. Die Stadtwerke wollen sie künftig jedoch mit selbst produziertem Biogas betreiben. Das abgekühlte Thermalwasser wird durch eine zweite Leitung zurück ins Erdreich gepumpt.

6,8 Millionen Euro Fördermittel

Die Stadtwerke Schwerin haben den Angaben zufolge 20,5 Millionen Euro in das Projekt investiert, wovon 6,8 Millionen Euro unter anderem aus Fördermitteln der EU stammen. Die so genannte geothermale Wärmeleistung des Heizkraftwerks beträgt 5,7 Megawatt. Die Voraussetzungen für Geothermie sind in weiten Teilen Norddeutschlands sehr gut. Als die Gas- und Ölpreise auf dem Weltmarkt niedrig waren, lohnten sich die hohen Investitionen jedoch vielerorts nicht. Die Stadt Schwerin will nach Angaben der Stadtwerke schon 2035 klimaneutral sein und damit zehn Jahre eher als die Bundesrepublik Deutschland insgesamt.

Kanzler besucht Teterower Firma

Nach der Einweihung in Schwerin besuchte Bundeskanzler Scholz das weltweit operierende Medizintechnik-Unternehmen Milteny in Teterow. Die Gesundheitswirtschaft ist laut Ministerpräsidentin Schwesig eine wichtige Branche für Mecklenburg-Vorpommern. Jeder fünfte Arbeitsplatz im Land liege im Bereich Gesundheit.

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Dieses Thema im Programm:

Nordmagazin | 28.04.2023 | 19:30 Uhr

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