
Immer mehr Müll landet in Mecklenburg-Vorpommerns Wäldern
Ob in städtischen Wäldern, in denen der Landesforst Mecklenburg-Vorpommern oder in Privatwäldern - illegal abgeladener Müll wird zunehmend zum Problem. Die Entsorgung verursacht hohe Kosten, die am Ende die Allgemeinheit tragen muss.
Dass der Müll in den Wäldern des Landes ein stetig wachsendes Problem darstellt, merken die Forstämter seit den Corona-Jahren. Die Vermutung ist, dass die Menschen während des Lockdowns ausgemistet haben. Dementsprechend würde man in den Wäldern alles finden - von der Sanitäreinrichtung bis zum Fernseher. Vereinzelt seien sogar Schlachtabfälle oder Sondermüll wie Altöl und andere Chemikalien gemeldet worden.
Bio-Abfälle nicht unbedenklich für den Wald
Ein weiteres Problem seien Grünabfälle aus Kleingärten und Hinterhöfen, klagen Forstämter und Gemeinden. Rasen- und Strauchschnitt, Gartenabfälle und Berge von zusammengeharktem Laub würden jedes Jahr illegal im Wald abgelagert - und dass nicht selten in Plastiksäcken oder -töpfen. Aber auch ohne Plastik erscheine Bio-Abfall nur auf den ersten Blick als unbedenklich für die heimische Natur, so die Begründung. Grünabfälle seien besonders für Bodenlebewesen gefährlich, die im natürlichen Nährstoffkreislauf für die Zersetzungsprozesse zuständig sind. Der Wald als komplexes Ökosystem mit aufeinander abgestimmten Lebensgemeinschaften werde somit gestört. Es könnte beispielsweise überschüssiges Nitrat in den Waldboden eindringen und von dort aus sogar das Grundwasser erreichen. Die Folge: ein gesteigerter Aufwand bei der Trinkwasseraufbereitung und damit höhere Kosten.
Gift gelangt in Nahrungskette - bis zum Menschen
Nicht selten würden über Gartenabfälle auch Pilzkrankheiten oder invasive Zierpflanzen eingeschleppt, die sich rasant ausbreiten und heimische Pflanzenarten verdrängen. Weit verbreitet sei deshalb auch hierzulande schon die Kanadische Goldrute, das Indische Springkraut, der Riesen-Bärenklau und der Japanische Staudenknöterich, heißt es von der Landesforst. Diese fremden Pflanzenarten wieder aus der Natur zu entfernen, sei mit hohem, meist jahrelangem Aufwand verbunden.
Die größte Gefahr für die Tiere und Pflanzen des Waldes gehe allerdings von Bauschutt, Batterien, Elektroschrott, Lacken, Farben und Altöl aus. Diese Abfälle enthalten schwer abbaubare, chemische Verbindungen und Giftstoffe wie Asbest, Schwermetalle oder Kühlmittel. Sie können sich im Boden und somit nach und nach in der Nahrungskette anreichern - bis hin zum Menschen. Die Landesforstanstalt MV versucht schon jetzt, durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit und Müllsammelaktionen die Bevölkerung für das Problem zu sensibilisieren. Wer Müll im Wald entsorgt, handelt ordnungswidrig und muss laut Umweltministerium mit Geldbußen von bis zu 75.000 Euro rechnen.
Per App gegen das Müllproblem

Eine landesweite Web-Applikation bietet die Möglichkeit, illegal abgelegten Abfall zu melden. Über Klarschiff.MV kann ein Müllspot per GPS genau kartiert werden. Dementsprechend entfällt auch die Frage nach der Zuständigkeit. Denn je nach Position wird die Meldung automatisch an die zuständige Behörde weitergeleitet. Eine kurze Beschreibung und ein Foto ermöglichen es den Verantwortlichen, die Situation einzuschätzen, damit sie schnell aktiv werden können. Die Forstämter werden bislang noch über die Gemeinden informiert. In Zukunft könnten sie aber direkt per App-Zugang eingebunden werden, heißt es aus dem Innenministerium Mecklenburg-Vorpommern.
Je nachdem, wo der Müll liegt, sind in Privatwäldern oder Gemeinden nämlich die Landkreise oder kreisfreien Städte zuständig. Auf landeseigenen Flächen müssen die Forstämter handeln. Den Müll aus dem Wald zu holen, kostet um ein Vielfaches mehr als die reguläre Entsorgung für den Privatbürger. Die nicht monetären Schäden tragen die Natur und der Wald, zur Kasse gebeten aber wird am Ende die Allgemeinheit, der Steuerzahler.