Gutachten: Reaktivierung der Darßbahn wirtschaftlich sinnvoll
Nach der kürzlich veröffentlichten Machbarkeitsstudie bestätigt ein Gutachten im Auftrag der Verkehrsgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern, dass sich die Wiederbelebung der Darßbahn auch rechnet. Dies gilt als Voraussetzung für eine Beteiligung des Bundes an den Kosten für das Projekt.
Geplant ist, die alte Bahnverbindung von Barth über Bresewitz bis nach Zingst und Prerow in vier Bauabschnitten auf einer Länge von 19,3 Kilometern wieder aufzunehmen. Damit soll vor allem der Autoverkehr auf der Halbinsel Fischland Darß-Zingst reduziert werden.
Gutachten: Positives Kosten-Nutzen-Verhältnis
Mit dem Ergebnis der Wirtschaftlichkeitsstudie, nach der die Strecke volkswirtschaftlich sinnvoll und der Nutzen des Projekts die Kosten deutlich übersteige, hat das Projekt Darßbahn nun nach der Machbarkeitsstudie eine wichtige Hürde genommen. Denn ein positives Ergebnis des Gutachtens war Voraussetzung für eine Beteiligung des Bundes an der Finanzierung des Großprojekts. Die Finanzhilfen könnten aus dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) kommen. Verkehrsstaatssekretärin Ines Jesse schätzte die Gesamtkosten für das Gesamtprojekt auf "ganz grob" rund 204 Millionen Euro. Damit sind die Kosten für die Wiederbelebung der Darßbahn seit dem Start der Planungen bereits immens gestiegen. Ursprünglichen waren zunächst rund 115 Millionen Euro veranschlagt worden. Auf Grundlage der neuen Kosten-Schätzung sei mit 147 Millionen Euro vom Bund zu rechnen, so Staatssekretärin Jesse. Die übrigen 57 Millionen Euro müsste demnach das Land aufbringen.
Auch der Inseltourismus soll profitieren
Der Parlamentarische Staatssekretär für Vorpommern und das östliche Mecklenburg, Heiko Miraß (SPD), sprach von einem "sehr guten Tag" für die Menschen in Vorpommern. Laut Wirtschaftsministerium soll als nächstes nun eine sogenannte Realisierungs- und Finanzierungsvereinbarung zwischen der Usedomer Bäderbahn (UBB) und dem Land, vertreten durch die VMV, getroffen werden. Wenn diese Vereinbarung stehe, dann solle bis zum Sommer ein Antrag für die Finanzhilfen beim Bund gestellt werden, erklärte Jesse. Als Teil der Mobilitätsoffensive sei es wichtig, touristische Schwerpunktregionen wie den Darß zu entwickeln, so das Wirtschaftsministerium. Dazu gehöre nach Ansicht der Landesregierung auch eine Schienenanbindung der Halbinsel. Diese würde sich positiv auf die Wirtschaft, den Tourismus und die Lebensverhältnisse der Menschen vor Ort auswirken.
Bürgermeister von Pruchten übt Kritik
Andreas Wienike (SPD), der Bürgermeister von Pruchten (Kreis Vorpommern-Rügen), steht dem Vorhaben kritisch gegenüber. Er hatte bereits in der Vergangenheit mehrfach vor einer Kostenexplosion gewarnt. Weiter kritisiert Wienike, dass die geplante Strecke direkt am Ort entlang führen würde. Wienike befürchtet eine hohe Belastung seiner Gemeinde durch Verkehrslärm. Dadurch wäre der bisherige Status eines Erholungsorts gefährdet. Statt einer Bahnanbindung würde er E-Busse oder Wasserstoffbusse bevorzugen. Zuspruch für das Vorhaben kommt hingegen aus Prerow. Bürgermeister René Roloff (Wählergemeinschaft Prerows Zukunft) erklärte, er könnte sich den Hafen am Prerowstrom als möglichen Endhaltepunkt der Strecke vorstellen.
Termin für Baustart noch offen
Die Planungen für die Bahnstrecke laufen seit mehr als drei Jahren. Insgesamt sind vier Bauabschnitte vorgesehen. Für den ersten Abschnitt, der noch auf dem Festland zwischen Barth und dem Haltepunkt in Bresewitz verlaufen soll, beginnen gerade Entwurfs- und Genehmigungsplanungen. Der zweite Abschnitt, die Brücke über den Meiningenstrom, sei bereits in der Vorplanung, die verschiedene Varianten untersucht. Für die beiden Abschnitte nach Zingst und weiter nach Prerow würden gerade Planfeststellungsunterlagen erarbeitet. Wann mit den ersten Bauarbeiten begonnen werden kann, steht noch nicht fest. Am längsten werde voraussichtlich der Neubau der Meiningenbrücke dauern. Laut VMV-Geschäftsführer Daniel Bischof sei ein Neubau der Brücke bis Ende des Jahrzehnts realistisch. Anschließend müsste der vierte Bauabschnitt bis nach Prerow realisiert werden.
Darßbahn soll Barth mit der Nordspitze verbinden
Die sogenannte Darßbahn war erstmals 1910 in Betrieb genommen worden und verband Barth auf dem Festland mit dem etwa 19 Kilometer entfernten Badeort Prerow (Landkreis Vorpommern-Rügen) an der Nordspitze des Darß. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Gleise auf der Halbinsel teilweise als Reparationsleistung demontiert. Im Zuge der deutschen Wiedervereinigung wurde auch der Verkehr auf der Strecke Barth-Bresewitz nicht mehr benötigt und der Verkehr eingestellt. Hintergrund war die Auflösung der NVA und ihrer Stützpunkte auf dem Darß.