Gewerkschaften in MV verzeichnen steigende Mitgliederzahlen
2023 war für viele Gewerkschaften in Mecklenburg-Vorpommern ein positives "Ausreißerjahr". Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di etwa spricht vom stärksten Jahr seit ihrer Gründung.
Nicht alle Gewerkschaften wollen ihre absoluten Mitgliederzahlen offenlegen - viele ziehen aber eine positive Bilanz für 2023. Ein "Ausreißerjahr" sei es etwa für die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) gewesen. Sie habe im vergangenen Jahr 27 Firmen bestreikt und konnte auch dadurch einen Mitgliederzuwachs von 3,5 Prozent verzeichnen. In den Vorjahren seien es meist um die 1 Prozent gewesen, so Geschäftsführer Jörg Dahms. Er sieht in den gestiegenen Lebenshaltungskosten und der wachsenden Unsicherheit in der Gesellschaft Gründe für den Mitgliederzuwachs.
Historischer Mitgliederzuwachs bei der IG Metall
Die hohe Inflationsrate habe auch bei der IG Metall für eine positive Entwicklung gesorgt: Sie hat 1.068 neue Mitglieder aufgenommen, allein in Schwerin ein Plus von 8 Prozent. "Gerade in Schwerin und Rostock ist das für uns historisch viel", so Geschäftsführer Stefan Schad. In Mecklenburg-Vorpommern hätten die Mitgliederzahlen der IG Metall immer stark variiert. Im vergangenen Jahr sei die Gewerkschaft bei den Firmen Nordex mit 1.000 Beschäftigten in Rostock und der Brüggen Fahrzeugwerk GmbH in Lübtheen (Landkreis Ludwigslust-Parchim) mit mehr als 500 Beschäftigten stark vertreten gewesen, so Schad.
Ver.di: "Erfolgreiche Tarifabschlüsse sorgen für Zuwachs"
Die Gewerkschaft ver.di spricht von einem "Eintrittsboom". Es sei das erfolgreichste Jahr seit Gründung gewesen - auch in Mecklenburg-Vorpommern, so ver.di-Sprecher Frank Schischefsky. Grund seien unter anderem die erfolgreichen Tarifabschlüsse in verschiedenen Branchen. Die Menschen würden merken, dass sich vor allem über Gewerkschaften die Arbeitsbedingungen verbessern ließen, so Schischefsky. Ver.di sei es außerdem gelungen, vermehrt in die Branchen zu gehen, in denen sich Menschen organisieren wollen und nicht mehr in die, wo es nicht gewollt ist.
Gewerkschaften sehen auch für 2024 Grund für Streiks
Jörg Dahms von der NGG erwarte, dass auch dieses Jahr "heftig" werde. Er habe kein Verständnis, nicht mitzumachen: "Wenn einer meint, er kann mit dem leben, was er hat, dann akzeptieren wir das, aber derjenige muss auch akzeptieren, dass Beschäftigte, die jeden Tag zur Arbeit gehen, mehr brauchen." Auch das Jahr 2024 werde heftig werden, so Dahms, denn noch seien nicht alle Kostensteigerungen ausgeglichen.
Frank Schischefsky von ver.di hofft, dass die Gewerkschaft aufgrund ihrer Stärke mehr am Verhandlungstisch lösen kann, er stelle aber fest: "Das gelingt uns gerade nicht ganz so gut und dann muss man eben zeigen, was man kann und gegebenenfalls in den Arbeitskampf gehen", so Schischefsky.