Geständnis zu Prozessbeginn: Frau in Barth aus Eifersucht erstochen
Mehr als 30 Messerstiche - im vergangenen Oktober sorgte eine Gewalttat in der Kleinstadt Barth (Kreis Vorpommern-Rügen) für Aufsehen. Nun begann am Landgericht Stralsund der Prozess gegen den Ehemann des Opfers - mit einem Geständnis.
Der 43-jährige Ehemann räumte ein, am 12. Oktober 2022 in der gemeinsamen Wohnung in einer Asylbewerberunterkunft mit einem Küchenmesser auf seine Frau eingestochen zu haben und somit für ihren Tod verantwortlich zu sein. In einer zum Prozessauftakt am Dienstag von seinem Verteidiger vorgelesenen Erklärung hieß es, er bereue die Tat "zutiefst". Ihm sei bewusst geworden, dass er nicht nur das Leben seiner Frau, sondern auch das seiner Familie, seiner Kinder und letztendlich sein eigenes zerstört habe.
Alkohol und Kokain - Täter stand laut Ermittler unter Drogen
Die Staatsanwaltschaft wirft dem aus Marokko stammenden Mann Mord aus niederen Beweggründen vor. Er habe seine Frau dafür bestrafen wollen, dass sie sich auf einen anderen Mann eingelassen hatte. Nach der Tat habe er Bilder und Videos, auf denen das Opfer zu sehen war, unter anderem an seinen Vater geschickt, und diesem gesagt, er habe seine Frau umgebracht, weil diese einen anderen Mann nach Hause gebracht habe. Laut Staatsanwaltschaft war der Angeklagte vermindert schuldfähig. Er sei positiv auf Alkohol und Kokain getestet worden.
Opfer mit 35 Messerstichen entdeckt
Der Angeklagte war nach der Tat mit blutverschmierter Kleidung in Barth gesehen worden. Zeugen hatten daraufhin die Polizei verständigt. Die Beamten fanden die 38 Jahre alte Frau des Mannes tot in der gemeinsamen Unterkunft. Laut Anklage hat der Beschuldigte 35-Mal mit einem Messer auf das Opfer eingestochen. Die drei Kinder des Paares waren zum Tatzeitpunkt nicht zuhause. Das Urteil könnte bereits am Mittwoch gesprochen werden.
Frau sagte spätere Tat voraus
Von einer tatsächlichen Affäre der ebenfalls aus Marokko stammenden Frau wurde am ersten Verhandlungstag nichts bekannt. Dazu habe sie viel zu viel Angst vor ihrem Mann gehabt, sagte eine Bekannte der Familie aus. Der Angeklagte habe seine Frau permanent überwacht und sei sehr misstrauisch gewesen. Nach Aussage der Zeugin hatte das spätere Opfer vorhergesagt, dass ihr Mann sie eines Tages umbringen würde, etwa falls sie ihn verlasse.
Nach Ankunft in Barth anfangs Probleme
Mitarbeiter der Unterkunft in Barth berichteten von Plänen der Ehefrau, getrennt von ihrem Mann leben zu wollen. Demnach wollte sie, dass er auszieht. Stattdessen sei ihr zum Schutz eine Unterbringung an einem dem Mann unbekannten Ort vorgeschlagen worden, was die Frau aber abgelehnt habe. Nach der Ankunft der Familie in Barth habe es 2018 anfangs Probleme gegeben, beispielsweise weil der Angeklagte randaliert habe. In den zurückliegenden anderthalb bis zwei Jahren habe sich das Familienleben nach außen hin aber normalisiert.
Angeklagter meist mit gesenktem Haupt
Der Angeklagte verfolgte die Verhandlung überwiegend mit gesenktem Haupt. Bei Schilderungen des Tattages durch Zeugen schluchzte er immer wieder. Als eine Rechtsmedizinerin Fotos der obduzierten Leiche seiner Frau präsentierte, wandte er sich ab.