Gelbvieh: Alte Rinderrasse auf der Roten Liste
Das Fränkische Gelbvieh ist die gefährdete Nutztierrasse 2025. Das hat die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH) bekannt gegeben. In ganz Deutschland gibt es nur noch rund 2.500 dieser robusten langhaarigen Rinder.
Phillip Büsch ist einer von nur drei Gelbvieh-Züchtern in Mecklenburg-Vorpommern. Sein Hof liegt in idyllischer Alleinlage in Glaisin bei Ludwigslust. 200 gelbbraune Kühe und Jungrinder der seltenen Rasse tummeln sich in den großen Offenställen. Die meisten sind hornlos - die Bullen mittendrin.
Mutterkuhhaltung in großen Offenställen
Drei kleine Kälbchen liegen im Stroh - wenige Tage alt, mitten in der Herde - bewacht von den aufmerksamen Müttern. Büsch zeigt in die Runde: "Wir haben hier insgesamt sechs Ställe und alle haben einen Auslauf dran, den die Tiere nutzen können." Also: Idylle pur - die Kälbchen bleiben bei den Müttern, haben die Milch für sich. Sie liegen auf Stroh, haben jede Menge Auslauf, können jederzeit ins Freie.
Nur noch 2.500 Gelbvieh-Rinder in Deutschland
In ganz Deutschland gab es in den 1950er-Jahren noch 800.000 dieser vielseitigen Robustrinder. Heute ist der Bestand auf knapp 2.500 gesunken. Ein Beispiel, wie schnell eine Rasse verschwinden kann und der Grund, warum die Gesellschaft für bedrohte Haustierrassen dieses Jahr das Gelbvieh in den Fokus rückt.
Ins mecklenburgische Glaisin kamen die Kühe aus Franken eher zufällig: "Unsere Eltern haben damals 2002 die Rasse im Urlaub entdeckt und aus Bayern mit in den Norden gebracht", erzählt der 33-Jährige. Der Jungbauer ist von seinem Gelbvieh bislang begeistert. Die Rasse könne mit allem überzeugen: Milch, Fleisch und Charakter.
Bullen laufen in den Herden
Die Kühe geben rund 5.000 Liter Milch pro Jahr, kümmern sich intensiv um den Nachwuchs. Sie brauchen weniger Futter als die Hochleistungskühe und eignen sich zur Landschaftspflege. Einer der massigen Bullen nähert sich neugierig. "Das ist Mobby - der ist knapp zweieinhalb Jahre alt und wird eine knappe Tonne auf die Waage bringen", sagt Büsch und streichelt das Tier. Die Bullen laufen in den Herden und seien mit die ruhigsten Tiere - das färbe dann auch auf die Kühe ab, erklärt der Jungbauer.
Typisches Dreinutzungsrind
In Franken wurde Gelbvieh früher als typisches Dreinutzungsrind gehalten: für die Arbeit auf dem Feld, Kühe für Milch und die Nachzucht, Bullen und Ochsen für Fleisch. Heute vermarktet Büsch seine Tiere vor allem über Biopark, dem ökologischen Anbauverband in Mecklenburg-Vorpommern. Bei aller Begeisterung für die Rasse ist ihm klar, dass kein Landwirt sich Gelbvieh anschafft, weil die Tiere hübsch und nett seien. "Im Endeffekt muss jeder Betrieb seine Rechnungen bezahlen und letztendlich müssen wir mit Leistungsdaten überzeugen, damit wieder mehr Landwirte Gelbvieh halten und da sind wir dabei."
Zurück zu traditionellen Nutztierrassen
Büsch hofft, noch mehr Züchter hierzulande von den Qualitäten seines traditionellen Gelbviehs zu überzeugen. Denn viele Landwirte setzen bei Fleischrindern mit Mutterkuhhaltung bislang häufig noch auf ausländische Rassen wie die französischen Charolais, Limousin oder schottischen Angus. Aktuell stehen 18 Rinderrassen auf der Roten Liste der GEH. Mit der Wahl zur gefährdeten Nutztierrasse 2025 will die GEH das Gelbvieh als "Allrounder " in der Landwirtschaft wieder bekannt machen.
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