Gedenken zum Volkstrauertag in Mecklenburg-Vorpommern

Stand: 19.11.2023 14:43 Uhr

Anlässlich des Volkstrauertages wurde heute in zahlreichen Städten und Gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern an die Opfer von Krieg und Gewalt erinnert. So auch auf dem Alten Friedhof in Schwerin.

Auf dem Alten Friedhof in Schwerin wurde heute Morgen anlässlich des Volkstrauertages ein Kranz niedergelegt. Dabei appellierte Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Christian Pegel (SPD) zum Zusammenstehen in schwierigen Zeiten. Der Volkstrauertag mahne jedes Jahr aufs Neue, "dass es unser aller Verantwortung ist, für Frieden und Versöhnung einzutreten - und das an jedem einzelnen Tag", so Pegel. Frieden sei nicht selbstverständlich. "Daher müssen wir alles daransetzen, dass unsere Kinder und die folgenden Generationen in Frieden und Demokratie leben können", ergänzte der Innenminister.

Gedenkstunde im Landtag Mecklenburg-Vorpommerns

Im Anschluss an die Kranzniederlegung auf dem Alten Friedhof fand im Plenarsaal des Landtages eine Gedenkstunde statt. Dabei forderte die Fraktionsvorsitzende der Linken, Jeannine Rösler, ein Ende von Kriegen und damit verbundenem Sterben. Es bestürze sie, wenn führende Politiker Kriegstüchtigkeit anmahnten. In seinen vor kurzem veröffentlichten Verteidigungspolitischen Richtlinien hatte der Bundesverteidigungsminister, Boris Pistorius (SPD), von "Kriegstüchtigkeit als Handlungsmaxime" gesprochen.

Schwesig und Schweriner Schülerchor im Bundestag

Die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern und derzeitige Bundesratspräsidentin, Manuela Schwesig (SPD), nahm heute an der zentralen Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag in Berlin teil. Sie erklärte: "Wir erleben gegenwärtig, wie zerbrechlich der Frieden geworden ist. Frieden ist eines der höchsten Güter, die wir haben. Nehmen wir den Volkstrauertag zum Anlass, um uns das immer wieder ins Bewusstsein zu rufen und alles für den Frieden zu tun." Die zentrale Gedenkstunde wurde im Deutschen Bundestag gemeinsam mit dem Partnerland Schweden begangen. Dabei wurde an die weitreichende Geschichte der beiden Länder bis hin zur heutigen Partnerschaft erinnert und im Besonderen der Toten des Angriffskrieges gegen die Ukraine gedacht. Der Jugendchor des Schweriner Goethe-Gymnasiums begleitete die Gedenkstunde im Bundestag gemeinsam mit dem Musikkorps der Bundeswehr musikalisch. Als Hauptrednerin trat Kronprinzessin Victoria von Schweden auf.

Zahlreiche Gedenkveranstaltungen im Land

An vielen Orten im Land wurde heute an die Opfer von Kriegen und Gewaltherrschaft erinnert. So etwa in Neubrandenburg-Fünfeichen, wo die Nazis ein Konzentrationslager unterhielten. Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg wurde dort ein sowjetisches Kriegsgefangenenlager errichtet, anschließend ein sogenanntes Speziallager der sowjetischen Militäradministration. Mehrere Tausend Menschen starben an diesem Ort. Dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge zufolge fanden außerdem auf dem Neuen Friedhof in Parchim, in Dargun, Dassow, Stralsund, Greifswald, Wismar sowie an der Kriegsgräberstätte Golm Gedenkveranstaltungen statt.

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Viele deutsche Gefallene noch nicht beigesetzt

Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge betreut als humanitäre Organisation unter anderem die Kriegsgräberstätten auf dem Friedhof der polnischen Gemeinde Stare Czarnowo südöstlich von Stettin, dem früheren Neumark. Der Soldatenfriedhof bietet Platz für etwa 32.500 Gräber. Bisher sind rund 24.000 Särge von Kriegstoten dort beigesetzt. Der Volksbund erfasst, erhält und pflegt ihre Gräber sowie die aller anderen deutschen Kriegstoten im Ausland im Auftrag der Bundesregierung. In Stare Czarnowo werden nach wie vor jährlich die Leichname von 300 bis 800 gefallenen deutschen Soldaten eingebettet. "Wir nahmen an, dass vielleicht Anfang der 2020er Jahre die Arbeit so allmählich eingestellt werde. Aber es gibt immer noch Grablagen und Kriegstote, die wir bergen", sagte der ehemalige Landesgeschäftsführer des Verbandes, Karsten Richter, anlässlich des Volkstrauertages. Richter war erst vor Kurzem in den Ruhestand getreten und hatte das Amt an den 37-jährigen Philipp Schinschke aus Sachsen-Anhalt übergeben.

Zehntausende Anfragen nach Einzelpersonen jährlich

Richter zufolge gehen beim Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge pro Jahr 30.000 Anfragen nach Einzelpersonen ein. "Das betrifft den Zweiten Weltkrieg, aber teilweise auch noch den Ersten Weltkrieg. Die Menschen bewegen diese Einzelschicksale", erläutert der Landesgeschäftsführer. In vielen Familien frage die Enkelgeneration oder die heute schon alte Generation der Kinder, was mit dem Großvater oder dem Vater passiert sei. "Und ich schätze, das wird bei anderen Kriegen wie heute in der Ukraine und im Nahen Osten ähnlich sein. Das sind die schlimmen Seiten des Krieges, der noch Jahrzehnte und über Generationen hineinwirkt", so Richter.

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Dieses Thema im Programm:

Nordmagazin | 19.11.2023 | 19:30 Uhr

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