Frau in Barth erstochen: Elf Jahre Haft für Ehemann
Das Landgericht Stralsund hat einen 43-jährigen Mann wegen Mordes zu elf Jahren Gefängnis verurteilt. Er hatte vor einem halben Jahr seine Ehefrau in einer Asylbewerberunterkunft in Barth erstochen.
Genau ein halbes Jahr nach dem gewaltsamen Tod einer 38-Jährigen in Barth (Landkreis Vorpommern-Rügen) ist der Ehemann des Opfers wegen Mordes zu elf Jahren Haft verurteilt worden. Der 43-Jährige hatte zum Prozessauftakt gestanden, seine Frau im Oktober 2022 in der gemeinsamen Wohnung in einer Flüchtlingsunterkunft erstochen zu haben. Das Strafmaß fiel mit elf Jahren milder als die sonst bei Mord vorgesehene lebenslange Haftstrafe aus, weil der Mann während der Tat unter Alkohol- und Drogeneinfluss stand und deshalb aus Sicht der Richter vermindert schuldfähig war. Nach dreieinhalb Jahren Haft soll der Angeklagte eine Entziehungstherapie antreten.
Alleiniger Besitzwillen als Motiv
Als Motiv nahm das Gericht eine übersteigerte Eifersucht an, die sich in seinem Anspruch zeigte, seine Frau absolut besitzen zu wollen. Dies sei ein niedriger Beweggrund, der die Tat als Mord kennzeichne. Strafverschärfend werteten die Richter, dass es offenbar keinerlei Anlass für den Angeklagten gab, eifersüchtig zu sein. Zudem habe der Angeklagte den drei gemeinsamen Kindern die Mutter genommen und das Opfer herabgewürdigt, indem er die Sterbende fotografierte und die Fotos unmittelbar nach der Tat an Verwandte schickte. Zugunsten des Angeklagten berücksichtigte das Gericht sein Geständnis und die gezeigte Reue.
Verteidiger plädierte auf Totschlag
Das Gericht folgte damit der Argumentation der Staatsanwaltschaft, die allerdings 13 Jahre Gefängnis beantragt hatte. Der Verteidiger prüft, ob er gegen das Urteil in Revision geht. Er hatte eine Verurteilung wegen Totschlags zu sechs Jahren Haft beantragt. Seiner Ansicht nach hat der Prozess nicht bewiesen, dass der Angeklagte aus Eifersucht handelte, es sei niemand dabei gewesen.
Familie lebte seit 2015 in Deutschland
Das Ehepaar war 2015 aus Marokko nach Deutschland gekommen und lebte seit 2018 in Barth. Am Vormittag des 12. Oktober vergangenen Jahres stach der Angeklagte mit einem 16 Zentimeter langen Küchenmesser 35 Mal auf seine Frau ein. Die Kinder waren nicht zuhause. Heim-Betreuern gegenüber sagte der 43-Jährige kurz vor seiner Festnahme, seine Frau habe ihn betrogen. "Ich bin ein Mann, ich musste es tun", fügte er hinzu. Danach ließ er sich widerstandslos festnehmen.