Fahrpreiserhöhung: Streit um ÖPNV-Ticketpreise in und um Rostock
Der Verkehrsverbund Warnow (VVW) will zum 1. April Bus- und Bahnfahren in der Stadt und im Landkreis Rostock teurer machen. Doch der eigene Aufsichtsrat stellt sich dagegen.
Einmal vom Rostocker Hauptbahnhof an den Warnemünder Strand. Das kostet für einen Erwachsenen derzeit 2,60 Euro. Künftig sollen das unbestätigten Berichten zufolge 2,80 Euro sein. Einmal von Rerik nach Teterow - bislang kostet das 8,10 Euro - künftig würden dafür 80 Cent mehr fällig werden. Der Verkehrsverbund Warnow will die Ticketpreise zum 1. April anheben. Zuletzt waren die klassischen Tarife zum 1. Oktober 2022 erhöht worden.
Grund: Gestiegene Energiekosten
Der VVW argumentiert mit der angespannten Kostensituation bei den Verkehrsbetrieben. Besonders die Energiekosten seien weiterhin auf einem sehr hohen Niveau, heißt es in einer Mitteilung der Verkehrsverbundes. Selbst mit der geplanten Preiserhöhung würden nur 40 Prozent der Mehrkosten für Strom und Diesel aufgefangen. Die restlichen 60 Prozent der zusätzlichen Energiekosten müssten die Verkehrsunternehmen selbst tragen.
Ohne Preiserhöhung zahle der Steuerzahler
Zum Verkehrsverbund gehören die Rostocker Straßenbahn AG (RSAG), die Regionalbus Rostock GmbH (Rebus), die DB Regio Nordost, die Weiße Flotte, die Mecklenburgische Bäderbahn (Molli) sowie die Ostdeutsche Eisenbahn GmbH (ODEG). Nur die Weiße Flotte, die die Fähre zwischen Warnemünde und Hohe Düne betreibt und die ODEG sind Privatunternehmen. Hinter den anderen vier Gesellschaften stehen der Bund (Deutsche Bahn) und die Kommunen Rostock, der Landkreis Rostock sowie die Städte Bad Doberan und Kühlungsborn. Gibt es keine Erhöhungen der Fahrpreise, müssten die Gesellschafter der Verkehrsunternehmen die Mehrkosten allein tragen. Und damit der Steuerzahler.
VVW-Aufsichtsrat empfiehlt keine Erhöhung
Am Dienstag Abend hat nun jedoch der Aufsichtsrat des Verkehrsverbundes Warnow von der Ticketpreis-Erhöhung Abstand genommen. Der Aufsichtsrat habe die wirtschaftliche Notwendigkeit für zusätzliche finanzielle Mittel zum Ausgleich der Kostensteigerungen erkannt, teilte der VVW schriftlich 24 Stunden nach der Sitzung mit. Auch habe eine Mehrheit der Aufsichtsratsmitglieder eine Tariferhöhung befürwortet. Aber: Eine notwendige Dreiviertelmehrheit unter den Mitgliedern, um die Ticketerhöhungen offiziell zu befürworten, sei nicht zustande gekommen, heißt es. Der Aufsichtsrat empfiehlt also seinem eigenen angeschlagenen Unternehmen, auf zusätzliche Einnahmen durch höhere Ticketpreise zu verzichten.
OB Kröger berät über weiteres Vorgehen
Nun müssen die Gesellschafter des VVW, also die Verkehrsunternehmen entscheiden, ob sie ihre Pläne zur Fahrpreiserhöhung weiter verfolgen. Eine andere Möglichkeit: RSAG, Rebus & Co tragen die Mehrkosten selbst. Und damit der Steuerzahler, weil es kommunale Unternehmen sind. Genau das soll nun beraten werden. Rostocks neue Oberbürgermeisterin Eva-Maria Kröger (Die Linke) sagte im Gepräch mit NDR MV, sie wolle sich jetzt mit allen Beteiligten zusammensetzen und überlegen, was man tun könne damit die Preise nicht weiter steigen. Denn das sei tatsächlich ein Problem. Kröger wörtlich: "Wir müssen nicht über Mobilitätswende reden, wenn der Fahrschein immer teurer wird."